Fantasy History (16): Giganten der Moderne – Rowling, Pullman, Pratchett

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Fantasy History (16): Giganten der Moderne – Rowling, Pullman, Pratchett

Ein düsterer Magier steht in einem gotischen Gewölbe vor einer Vitrine, in der ein alter, faltiger Zauberhut thront – Symbol für die magische Zeitenwende der modernen Fantasy.

🧙‍♂️ Hogwarts Express ins literarische Mainstreamzentrum

J.K. Rowling erschuf mit Harry Potter (1997–2007) ein Phänomen, das sich dem klassischen Fantasyrahmen entzieht und ihn gleichzeitig massentauglich macht. Das Internat, die Coming-of-Age-Struktur, die Dichotomie von Gut und Böse. Das alles ist bekannt. Doch Rowling bettete diese Tropen in eine schottische Teekanne voll sozialer Fragen: Armut, Ausgrenzung, Politik, Rassismus, Bürokratie.

Was wie ein Jugendroman beginnt, wird ab Band 4 zur düsteren Allegorie auf Machtmissbrauch und moralisches Erwachsenwerden und markiert zugleich eine Zäsur: Fantasy als moralischer Spiegel der Gesellschaft.


🐻 Pullmans Pantheismus und Parallelwelten

Philip Pullman konterte fast gleichzeitig mit der His Dark Materials-Trilogie (1995–2000) – einer Antwort auf Narnia, voller Wissenschaft, Theologie und metaphysischer Fragen. Pullman wollte Fantasy nicht nur neu denken, sondern auch entmystifizieren. Sein Gott ist sterblich, seine Helden zweifeln, seine ist Welt durchzogen von Dreck, Staub und Seele.

Was wie ein Kinderbuch beginnt, verwandelt sich in eine komplexe Auseinandersetzung mit Religion, freiem Willen und der Frage, wie man ein gutes Leben führt, das alles jenseits von Glaubensdogmen und Schwarz-Weiß-Moral.


🐢 Pratchetts Planet voller Pointen

Terry Pratchett hingegen arbeitete leise und lachte laut. Mit seiner Scheibenwelt (ab 1983, bis 2015) schuf er das längste Satireprojekt der Fantasygeschichte. Was als Parodie auf Tolkien begann, wurde zum subtilen Spiegel der Moderne: Bürokratie, Gender, Wirtschaft, Religion, vor diesem genialen Geist war nichts sicher.

Pratchett war mehr als ein Humorist. Er war Philosoph, Humanist, Aufklärer. Und die Fantasy? War für ihn das Werkzeug, mit dem man Gesellschaft sezieren konnte, mit Witz, aber stets auch mit Würde.


✨ Drei Wege, ein Vermächtnis

Was Rowling, Pullman und Pratchett verbindet: Sie haben die Fantasy ins Licht der Feuilletons gezerrt und nicht nur nicht geblendet, sondern zum Strahlen gebracht. Sie machten klar: Fantasy kann Bestsellerliteratur sein und trotzdem Haltung zeigen. Sie kann politisch sein, subversiv, klug und muss dabei ihren Zauber nicht verlieren.

Sie öffneten Türen für neue Stimmen, neue Themen, neue Leser. Und wer heute Fantasy schreibt, schreibt – bewusst oder unbewusst – nach Pratchett, nach Pullman, nach Potter.

Cliffhanger: Und während Mittelerde auf der Leinwand erwachte und Westeros zum Wohnzimmerphänomen wurde, begann die Fantasy endgültig, sich selbst neu zu erfinden.


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