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When Nothing Remains – Echoes Of Eternal Night (Kurzcheck)
🧿 Kurzfazit
Echoes Of Eternal Night ist ein sehr klassischer Doom-Death-Gothic-Brocken aus Schweden, getragen von Piano, Chorflächen und tiefen Growls. Atmosphärisch stark, handwerklich sauber, emotional überzeugend, aber bewusst altmodisch und zu oft in Zeitlupe gefangen.
🎯 Für wen?
Für Fans von Draconian, My Dying Bride, Insomnium und Doom-Death-Gourmets, die lieber eine Stunde im Regen stehen als drei Refrains hintereinander zu hören. Wer seine Melancholie gerne mit Gothic-Piano und leicht sakralem Pathos trinkt, ist hier richtig.
🎧 Wie klingt das?
Schwere, langsam rollende Gitarren, viel Orchester- und Keyboardteppich, Piano als ständiger Begleiter, dazu Wechsel aus tiefen Growls und klarem, verletzlichem Gesang. Die Produktion ist modern, aber nicht überpoliert, eher Kathedrale aus Lautsprechern als Streaming-Playlist-Futter.
💿 Highlights
The Grim Reapers Tears, Everything Ends, A Ceaseless Rain
⚠️ Nichts für dich, wenn…
du kurze Songs, moderne Core-Einflüsse, Überraschungen im Zwei-Minuten-Takt oder innovationsverliebte Coverkunst erwartest. Echoes Of Eternal Night ist ein langes Traueralbum, kein schneller Stimmungsaufheller.
💀 When Nothing Remains – Echoes Of Eternal Night: Wenn der Tod zu viel Zeit hat
Neun Jahre Stille, dann wieder Glockenläuten aus Schweden. When Nothing Remains waren mit In Memoriam im Jahr 2016 praktisch im Nebel verschwunden, ohne großes Abschiedsdrama, ohne Abschiedstour, einfach weg. Jetzt erscheinen sie bei The Circle Music mit Echoes Of Eternal Night, dem vierten Studioalbum, das nahtlos an die Vorgänger anschließt und den Faden ihrer melancholischen Doom-Death-Erzählung weiterzieht. Label, Katalognummer und Trackliste sind klar bestätigt, inklusive der Bonussektion auf der Digipak-CD.
Musikalisch gibt es keine Revolution. Die Band bleibt ihrem langsam schwelenden Gothic-Doom verpflichtet, verlagert den Schwerpunkt aber noch stärker auf synthetisches Orchester und Piano. Das Ergebnis wirkt wie ein sorgfältig gebautes Grabmal: imposant, elegisch, ein bisschen aus der Zeit gefallen. Und genau das ist sowohl die Stärke als auch die Schwäche dieses Albums. Folgt uns nun bitte leise in die neblige Gruft.
🎧 Was erwartet dich?
- Genre: Doom-Death-Metal mit starkem Gothic- und Funeral-Doom-Einschlag, reichlich Orchester- und Synthlayern.
- Vergleichbar mit: Draconian ohne feste Sängerin, My Dying Bride in der Keyboard-Phase, ein Hauch Insomnium, wenn die Melodien so richtig aufgehen. Emotion vor Technik, Träne vor Tempo.
- Klangfarbe: Echoes Of Eternal Night klingt wie eine Stunde Nachtregen auf einem alten Friedhof: schwere Gitarren, darüber ein melancholisches Piano, Chöre und Streicherflächen, alles getragen von tiefen Growls und einem klaren Gesang, der eher beschwört als glänzt. Die Produktion lässt Raum, nichts ist klinisch, alles schwebt leicht neblig im Stereobild.
✨ Highlights
- The Grim Reapers Tears: Der Opener ist gleichzeitig die Visitenkarte des Albums und der erste Vorabtrack mit offiziellem Video. Musikalisch: ein langsamer, orchestral angereicherter Doom-Death-Marsch mit viel Regen, Piano und einem Reaper, der nicht als platte Horrorfigur, sondern als überforderte Begleitgestalt gezeichnet wird. Textlich geht es um den Tod als Beobachter moderner Kriege, als Wesen, das den Schmerz der Gefallenen mitfühlt. Der Song funktioniert, weil er Pathos und Empathie gut austariert und sich trotz knapp neun Minuten nicht völlig verliert.
- Everything Ends: Ein klassischer Langstrecken-Doomer, der sich Zeit nimmt, um seine Motive auszubreiten. Die Gitarren bauen langsam Schicht um Schicht eine bedrückende Harmonie auf, während Piano und synthetisches Orchester eher Akzente setzen statt alles zuzukleistern. Der Song ist ein gutes Beispiel dafür, wie When Nothing Remains Wiederholungen nutzen, um Stimmung zu verstärken, ohne sofort in pure Monotonie zu kippen. Wer dem Stück Raum gibt, bekommt eine dichte, resignative Atmosphäre, die hängen bleibt.
- A Ceaseless Rain: Der Schlusspunkt des Kernalbums und der hörbare Höhepunkt. Gastsängerin Gogo Melone bringt mit ihren klaren, warmen Vocals eine zusätzliche Ebene ins Beauty-Beast-Spiel, ohne dass der Song in Symphonic-Metal-Kitsch abdriftet. Statt Bombast gibt es geduldig aufgebaute Steigerungen, viel melancholische Breite und ein Finale, das sich eher wie ein Erschöpfungszustand als wie ein klassischer Klimax anfühlt. Das ist der Track, den man genreübergreifend empfehlen kann, wenn jemand wissen will, was diese Band 2025 draufhat.
🪦 Besondere Momente
- Das Zeit-dauert-Mantra: Das Label schreibt offen vom internen Leitsatz, dass ein Doom-Song unter acht Minuten seinen Namen nicht verdient. Echoes Of Eternal Night nehmen das ernst: Die vier Hauptstücke krachen alle deutlich über die Acht-Minuten-Marke, die Gesamtspielzeit der CD liegt bei knapp 62 Minuten. Spätestens im hinteren Drittel spürt man, wo Self-Editing gut getan hätte, aber genau hier liegt auch der eigenwillige Reiz dieses Albums. Es ist kompromisslos langsam, fast trotzig altmodisch, als wolle die Band beweisen, dass Geduld noch ein legitimes musikalisches Stilmittel ist.
- Bonusblock als zweites Kapitel: Die vier Bonustracks der CD-Version wirken nicht wie Resteverwertung, sondern wie ein eigenständiger Epilog. In The Woods Of Darkest Despair, Our Final Hours, Behind The Clouds und Gospel Of Apostasy variieren When Nothing Remains die bekannten Zutaten, ohne das Konzept zu sprengen. Wer bereits nach A Ceaseless Rain emotional satt ist, kann hier problemlos aussteigen. Wer weiter durchhalten will, bekommt zusätzliches Material, das stilistisch nahtlos anschließt, aber keine neuen Akzente setzt.
- Der Streitfall Artwork: Das Cover selbst wirkt wie eine typische moderne Doom-Grafik mit digitaler Bearbeitung: düstere Landschaft, zentrale Figur, viel Nebel, viel Symbolik. Es ist atmosphärisch, aber optisch im selben Spannungsfeld wie viele KI-inspirierte oder KI-nah gestaltete Artworks der letzten Jahre. Inhaltlich passt das Motiv zum Album, ästhetisch liefert es wenig, woran man sich Jahre später erinnert. Für das Review ist das ein dankbarer Kontrast: Die Musik klingt lebendiger als das Bild, das sie verkaufen soll.
- Die Rückkehr der Gastsängerin: Gogo Melone ist kein unbekannter Name im Gothic-Doom-Umfeld. Ihr Auftritt in A Ceaseless Rain ist kurz, aber prägnant und zeigt, wie viel ein gut platzierter Gastvokal in einem ansonsten sehr maskulin geprägten Klangbild ausmachen kann. Sie wird nicht als Frontfigur aufgedrückt, sondern erweitert das Spektrum genau im richtigen Moment.
📜 Hintergrund
When Nothing Remains stammen aus Schweden und wurden Anfang der Zehnerjahre von Jan Sallander und Peter Laustsen ins Leben gerufen. Die ersten drei Alben erschienen über das russische Doom-Spezialistenlabel Solitude Productions und etablierten den Stil der Band: langsam, melodieverliebt, tief betrübt, aber nie völlig hoffnungslos.
Mit Echoes Of Eternal Night wechseln sie zu The Circle Music und knüpfen konzeptionell direkt an In Memoriam an. Die Protagonistin, die im Vorgänger ihre Eltern an einem einsamen Seeufer zurückließ, irrt nun durch eine harsche Welt, auf der Suche nach Zugehörigkeit und einem Sinn im Umgang mit Tod und Verlust. Die Label-Infos zeichnen das Album als spirituelle Reise, bei der Tod nicht nur als Ende, sondern als Schwelle zwischen Aufstieg und ewiger Nacht verstanden wird.
Line-up-seitig ist die Band klar fokussiert:
Jan Sallander übernimmt Vocals, Rhythmusgitarre, Keyboards und Texte, Peter Laustsen kümmert sich um Leadgitarre, Bass sowie Recording, Mix und Mastering, unterstützt von Drummer Dimitri Jungi und Session-Bassist Kim Liljedahl. Die Produktion aus dem Massive Assault Studio ist entsprechend aus einem Guss, mit einem deutlich hörbaren Hang zu breiten, getragenen Flächen statt filigranem Detailfetisch.
In Summe wirkt Echoes Of Eternal Night wie der Versuch, die eigene Geschichte nicht neu zu schreiben, sondern konsequent weiterzuerzählen. Die Band will kein neues Publikum erobern, sondern ihr altes Klientel aus Doom-Romantikern und Melancholie-Sammlern noch tiefer in die Dunkelheit führen.
🪓 Fazit
Echoes Of Eternal Night ist kein innovatives Jahrhundertalbum, aber ein sehr ehrliches, konsequent durchgezogenes Doom-Death-Werk. Wer sich auf die Langstrecke einlässt, bekommt intensive, sorgfältig geschriebene Stücke, die atmosphärisch über weite Strecken überzeugen und vor allem in The Grim Reapers Tears, Everything Ends und A Ceaseless Rain ihre volle Stärke ausspielen.
Gleichzeitig bleibt die Platte ein Statement gegen die Gegenwart. Sie ignoriert Trends, Streaminglogik und Skipkultur und besteht auf dem Recht, zehn Minuten lang denselben Schmerz zu drehen, bis er sich erschöpft hat. Das ist mutig, manchmal anstrengend und nicht immer dramaturgisch perfekt, aber genau darin liegt ihr Charakter.
Für Doom-Death-Liebhaber, die sich gerne eine Stunde lang in regengetränkten Melodien verlieren, ist Echoes Of Eternal Night eine klare Empfehlung. Alle anderen werden nach drei Songs wissen, ob sie in dieser Nacht weitergehen wollen oder lieber zurück ans Licht treten.

| Künstler: | When Nothing Remains |
| Albumtitel: | Echoes Of Eternal Night |
| Erscheinungsdatum: | 21. November 2025 |
| Genre: | Doom DeathMetal / Gothic Doom |
| Label: | The Circle Music |
| Spielzeit: | ca. 61 Minuten |
The Grim Reapers Tears
A Glimmer Of Hope
Everything Ends
A Ceaseless Rain
In The Woods Of Darkest Despair (Bonus Track)
Our Final Hours (Bonus Track)
Behind The Clouds (Bonus Track)
Gospel Of Apostasy (Bonus Track)
🎬 Offizieller Full-Album-Stream
Offizieller Full-Album-Stream zu „Echoes Of Eternal Night“. Ein einstündiger Tauchgang in die doomgetränkten Klangkathedralen von When Nothing Remains, bereitgestellt auf YouTube.
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