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Fantasy erklärt: Was ist Fantasy überhaupt? Definitionen, Abgrenzungen und andere Stolperfallen
Alle reden über Fantasy. Aber sobald jemand fragt: „Ja, was ist das eigentlich?“, fängt das Stammeln an. Autoren schauen bedeutungsschwer gen Himmel, Kritiker wühlen im Zitatenschrank, und Fans antworten: „Alles mit Drachen.“ Schön wär’s, wäre es so einfach.
Die Wahrheit ist: Fantasy ist ein Genre, das sich ungern festnageln lässt. Es lebt gerade davon, dass es Grenzen überschreitet, dass es sich Masken leiht, vom Märchen, vom Horror, von der Science-Fiction. Und doch gibt es ein paar gute Versuche, Ordnung ins Zauberchaos zu bringen.

Definitionen: Von Theoretikern und Zauberlehrlingen
Der französische Literaturwissenschaftler Tzvetan Todorov nannte das fantastique die Zone des Ungewissen, der Schwebezustand, in dem man nicht weiß, ob etwas übernatürlich ist oder nicht. Praktisch, aber viel zu eng für moderne Fantasy.
Später griffen Leute wie Brian Attebery oder John Clute das Genre als „Fuzzy Set“ auf: kein klarer Rahmen, sondern ein offenes Spielfeld, das sich aus Mustern speist. Von sprechenden Schwertern bis zu erfundenen Sprachen.
Kurz gesagt: Fantasy ist kein festgezurrter Container. Es ist eher ein Lagerfeuer, an dem sich Mythen, Märchen, Epen und moderne Popkultur treffen, und jeder bringt ein neues Scheit Holz mit.
Abgrenzungen: Wo hört Fantasy auf?
- Fantasy vs. Sci-Fi
Technologie oder Magie? Klingt simpel, zumindest, bis man über Star Wars stolpert. Raumschiffe, klar. Aber Lichtschwerter und Jedi-Kräfte? Willkommen im Grenzgebiet, wo Fantasy einen Raumhelm. - Fantasy vs. Horror
Der Horror lebt vom Unheimlichen, vom Grauenhaften, das man nicht kontrollieren kann. Fantasy dagegen inszeniert das Übernatürliche als erzählerisches Werkzeug. Wer Dracula liest, schaudert. Wer Smaug liest, staunt. - Fantasy vs. Märchen
Das Märchen kommt aus der Volksüberlieferung, Fantasy aus der bewussten literarischen Konstruktion. Schneewittchen wird erzählt, Der Herr der Ringe wird komponiert.
Kurzum: Fantasy grenzt sich ab, indem sie sich alles aneignet. Ironischerweise macht sie gerade das so erfolgreich.
Subgenres: Ordnung im Chaos?
High Fantasy, Grimdark, Urban, Romantasy, LitRPG, die Labels kleben wie bunte Post-its in einer unsortierten Bibliothek. Sie helfen bei der Orientierung, aber sie lösen das Definitionsproblem nicht. Im Gegenteil: Je mehr Subgenres, desto unklarer, was das große Ganze eigentlich ist und ob es überhaupt eine Klammer um all das gibt.
Das ist kein Mangel, sondern die eigentliche Stärke des Genres: Fantasy ist nicht eine Welt; sie ist ein Multiversum.

Warum Definitionsversuche scheitern, und warum sie doch wichtig sind
Definitionsversuche enden oft in Paradoxien. „Fantasy ist, wenn etwas Unmögliches selbstverständlich behandelt wird“. Ja, nett. Aber dann ist auch Alice im Wunderland Fantasy, The Leftovers vielleicht auch, und bei Star Trek wird’s kompliziert.
Aber diese Reibung ist produktiv. Sie zeigt, wie sehr Fantasy in der Mitte kultureller Debatten steht. Wer Fantasy definieren will, definiert immer auch sein Verhältnis zu Kultur, Wissenschaft, Religion und Eskapismus.
Fazit: Das offene Tor
Fantasy ist keine Schublade. Sie ist ein offenes Tor. Durch das Tor kann man Fantasy betreten, man kann in ihr wandern, man kann sich in ihr verlaufen. Aber fest verschließen lässt sie sich nicht.
Oder, um es frech zu sagen: Fantasy ist alles, was deine Mutter für „Kinderkram“ hält und was Universitäten plötzlich „Kulturgeschichte“ nennen.
Cliffhanger: Und nun?
Bevor wir uns also in Weltenbau, Magie und Mechanik vertiefen, müssen wir durch die Tore gehen, die schon längst offenstehen. In der nächsten Folge heißt es deshalb:
👉 „Was ist hier eigentlich was? – Die Subgenres der Fantasy“
Von High Fantasy bis LitRPG – ein Blick auf die Etiketten, die Orientierung versprechen und doch neue Fragen aufwerfen.
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