Tim Powers – The Mills of the Gods (Rezension)

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Grabhaold checkt das. Die Kurzzusammenfassung der Review. Mit Grabhod dem Kobold, der einen Zeigefinger in die Luft streckt.

Tim Powers – The Mills of the Gods

📚 Kurzfazit
Historische Dark Fantasy mit Hemingway, Picasso und Moloch, die Paris in einen okkulten Spielplatz verwandelt. Handwerklich stark, stilistisch Powers pur, inhaltlich mehr Kult-Horror als gemütlicher Lesesnack.

😒 Was nervt?
Die Dichte an Namen, Schauplätzen und Okkult-Lore droht zwischendurch jede Szene zu überladen und verlangt konzentriertes Lesen. Wer auf schlanke Thriller hofft, wird mit langen Dialogen über Reinkarnation und Gottessterben eher gequält als beglückt.

✨ Was funktioniert?
Paris nach dem Krieg, Katakomben, geheime Bruderschaft, die Kinderkörper für die eigene Wiedergeburt missbraucht, und ein Gott der Opferfeuer, der sich nicht kampflos begraben lässt. Die Mischung aus realer Geschichte und frei erfundener Mythologie wirkt erstaunlich nahtlos.

🧠 Figuren und Welt
Der Illustrator Harry Nolan und die verflucht begabte Waisenfrau Vivi Chastain sind klassische Powers Figuren: durchschnittlich genug, um glaubhaft zu wirken, und trotzdem bis zum Hals in übernatürlichen Schulden. Die Lost-Generation-Kulisse mit Hemingway, Stein und Picasso liefert Glanz, ohne das Unheimliche aus dem Zentrum zu drängen.

🐦 Crowbah meint
Ein Roman wie ein heruntergerockter Jazzkeller: verraucht, voll alter Geister und mit einem Finale, bei dem die Bläser gegen einen Stiergott anspielen. Wer Tim Powers mag, bekommt hier genau den Wahnsinn, für den man ihn liest.

🕯️ Tim Powers – The Mills of the Gods: Wenn Hemingway gegen Moloch in den Ring muss

Paris 1925, Katakomben unter den Füßen, Hemingway an der Bar und irgendwo dazwischen ein Gott, der nicht tot sein will. The Mills of the Gods ist Tim Powers in Reinform: Lost-Generation-Mythos trifft Okkultthriller, und am Ende landet man nicht in einem Café, sondern in einer spanischen Stierkampfarena für Götter. Das ist größer gedacht, als es der eher nüchterne Baen Umschlag vermuten lässt und klingt wie genau der Roman, den man in einer dunklen Dezemberwoche aus dem Regal zieht, um den eigenen Albträumen etwas Konkurrenz zu machen.


🧭 Worum geht’s eigentlich?

Im Jahr 1925 schlägt sich der amerikanische Illustrator Harry Nolan als Expat in Paris durch und zeichnet für ein schlecht bezahltes Magazin. Sein Leben kippt, als er den Auftrag erhält, eine anonyme Artikelserie über den Tod eines Gottes zu illustrieren. Der Text beschreibt, wie der kanaanäische Opfergott Moloch angeblich vor Jahrzehnten getötet wurde.

Leider hat eine französische Bruderschaft, die Sauteurs, andere Pläne. Sie verehrt Moloch, hält sich durch kontrollierte Reinkarnation jung und hat das Magazinbüro bereits niedergebrannt, den Herausgeber ermordet und alle Belegexemplare vernichtet; nur Harry besitzt noch einen Abdruck.

Die dreiste junge Genevieve „Vivi“ Chastain taucht bei ihm auf, bedroht ihn mit einer Pistole und will den Text lesen. Sie ist neunzehn, Waisenkind, verdient ihr Geld mit Pferdewetten und wird von der Persönlichkeit verfolgt, die sie in einem früheren Leben war. Vivi ist einst aus einem Kinderheim der sauteurs geflohen, bevor die dort lebende Kultseele ihren Körper vollständig übernehmen konnte. Jetzt will die Bruderschaft diese Besessenheit vollenden.

Gemeinsam mit dem jungen Ernest Hemingway, der sich nur ungern zu seinen frühen Artikeln bekennt, und mit Unterstützung aus dem Kreis um Gertrude Stein, Alice B. Toklas und Pablo Picasso zieht das ungewöhnliche Duo über die Dächer und durch de Hinterzimmer und Katakomben von Paris. Sie jagen einem geheimen Picasso Gemälde nach, das mit dem Gottestod verknüpft ist, und versuchen, die Pläne der sauteurs zu durchkreuzen.

Die Spur führt schließlich in ein abgelegenes spanisches Dorf, wo sich der Konflikt zuspitzt. In einer Stierkampfarena, die mehr an ein Freiluftheiligtum für Götter erinnert, prallen Menschen, Kultisten und Gottheiten aufeinander. Harry und Vivi müssen dort entscheiden, ob sie Moloch endgültig vernichten oder selbst zu Werkzeugen einer Macht werden, die älter ist als jede Avantgarde.

🔍 Stärken & Schwächen

🖋 Stil

Tim Powers bleibt seiner Linie treu. Die Prosa ist dicht, manchmal fast überladen, aber immer kontrolliert. Er verwebt historische Details, Straßennamen, Kneipen und echte Biografien mit Okkultsymbolen, Reinkarnationsregeln und Kulthistorie, ohne ständig zu erklären, sondern eher, indem er den Leser am Kragen durch die Szene zieht.

Wer Powers kennt, weiß, dass er Dialoge wie kleine Informationsbomben baut. Hier prallen Hemingways trockene Sprüche auf mystische Monologe der sauteurs und auf Vivi, die mit galligem Humor gegen das Grauen anspricht. Sprachlich ist das Buch klar erwachsener als vieles, was im Fantasy-Regal daneben steht.

🧍‍♂️ Figuren

Harry Nolan ist ein typischer Powers-Held: ein halb gescheiterter Normalmensch, der an der falschen Stelle unterschreibt und am Ende Götterblut an den Händen hat. Seine Stärke liegt in der Beharrlichkeit, nicht in großer Weisheit oder heroischer Pose.

Vivi Chastain stiehlt ihm streckenweise die Show. Als junge Frau, die buchstäblich mit einem älteren Mann im Kopf lebt, verhandelt sie Identität, Selbstbestimmung und Körperhoheit auf sehr unmittelbare Weise. Die Sauteurs sind als Kollektivfigur durch ihre Reinkarnationspraxis deutlich unheimlicher als der klassische Kapuzenorden. Hemingway, Stein und Picasso bleiben bewusst Randfiguren, die Glanz und Kontext geben, aber nicht das Zentrum übernehmen.

🕒 Tempo

Das Erzähltempo schwankt. Der Einstieg in Paris ist schnell und klar fokussiert: Brandanschlag, Mord, Manuskript, Kult. Je tiefer es in Katakomben, Rückblenden und Mythologie geht, desto mehr bremst der Roman, weil jede neue Enthüllung noch eine Schicht Okkultgeschichte mit sich bringt.

Der Zug nach Spanien bringt wieder Bewegung hinein, und das Finale in der Stierkampfarena hat die Wucht eines guten Powers Showdowns. Man merkt aber, dass das Buch eher auf langsame, stetige Spannung setzt als auf kurze Kapitel mit Cliffhanger Serienlogik. Leser, die Powers Tempo mögen, werden sich wohlfühlen. Wer eher Thriller Taktung erwartet, wird zwischendurch die Seitenzahl prüfen.

✨ Atmosphäre

Die Atmosphäre ist die große Stärke von The Mills of the Gods. Paris wirkt nicht wie eine Kulissenstadt, sondern wie ein lebender, stinkender Körper voller Gänge, Keller, Kneipen und Geister, die alle in diese Geschichte hineinragen. Die Katakomben sind mehr als Schauerdekor; sie sind das sichtbare Netz aus Tunneln, in denen sich alte Kulte eingerichtet haben.

Powers nutzt die Lost Generation nicht nur als Name-Drop, sondern als Spiegel einer Zeit, in der viele wirklich an das Ende alter Götter glaubten und doch neue Mythologien suchten. Der Kontrast zwischen avantgardistischer Kunst, Nachkriegstrauma und einem sehr buchstäblichen Götterkampf in Spanien erzeugt einen Sog, der lange nach dem letzten Kapitel hängen bleibt.


📜 Fazit:

The Mills of the Gods ist Tim Powers in Hochform: ein historischer Okkultroman, der Hemingway mit einem Reinkarnationskult kollidieren lässt und Moloch nicht als Metapher, sondern als Gegner behandelt. Der Roman ist literarisch ambitionierter als der Schnitt des Dark-Fantasy-Marktes und nimmt sich Zeit, seine Figuren durch echte historische Räume zu jagen.

Dafür verlangt er Konzentration und Geduld. Wer nach einem schnell durchzulesenden Okkultthriller sucht, könnte an der Dichte der Mythologie und den langen Dialogen kauen. Wer sich aber gern in sorgfältig recherchierten Schauplätzen verliert, in denen hinter jeder Tür ein neues Stück Secret History wartet, bekommt hier genau die Sorte Lesestoff, bei der man nach dem Zuklappen erst einmal die Lampe anlassen möchte.

Unterm Strich ist The Mills of the Gods kein lautes Genre-Event, sondern ein schweres, aber lohnendes Stück Dark Fantasy für Leser, die bereit sind, sich von einem alten Gott und ein paar sehr lebendigen Gespenstern durch Paris treiben zu lassen.

🌟 Bewertung

Varanthis-Skala: ★★★
„Ein Katakombenroman mit einem Gott im Ring, der zwar langsam mahlt, aber dafür umso feiner.“

Cover des Fantasyromans »Dawn of the Firebird« von Sarah Mughal Rana: ein goldener, phönixähnlicher Vogel erhebt sich vor Nachthimmel, Wolken und weißen Vögeln, der Titel »DAWN OF THE FIREBIRD« und die Zeile »DAUGHTER. ASSASSIN. TRAITOR. SAVIOUR.« stehen in goldener Schrift, eingerahmt von alten Buchrücken im Hintergrund.

Autorin: Tim Powers
Titel: The Mills of the Gods
Verlag: Baen Books
Übersetzung: Englische Originalausgabe
Seitenanzahl: 304 Seiten (Gebundene Ausgabe)
Erstveröffentlichung: 2025
ISBN: 978-1668073018

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