Rachel Gillig – The Knight and the Moth (Rezension)

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⚔️🦋 The Knight and the Moth – Reichlich schwarze Spitze über erschreckend dünnem Weltbau

Ein gotischer Romantasy-Auftakt mit schönen Kulissen, viel Seufzen und wenig Substanz

Rachel Gillig eröffnet mit The Knight and the Moth die Reihe Stonewater Kingdom: Kathedrale, Nebel, Omen-Götter. Das sieht zunächst nach großem Gothic-Kino aus. Auf dem Klappentext stimmt fast alles: Seherin trifft zweifelnden Ritter, Mädchen verschwinden, ein Omen raunt von drohendem Unheil. In der Praxis dominiert jedoch der Kitsch über die erzählerische Konsequenz. Die Motte flattert, der Plot stolpert. Und wir wundern uns nicht.


🧭 Worum geht’s eigentlich?

Sybil Delling dient seit neun Jahren als Weissagerin in der Kathedrale von Aisling. Ihre Visionen stammen von sechs rätselhaften Omens. Als der Ritter Roderick „Rory“ Myndacious auftaucht, glaubt er an gar nichts, bis Sybil auch sein Schicksal sieht und kurz darauf ihre Mitschülerinnen verschwinden. Gemeinsam folgen Sybil und Rory den Spuren durch das Reich Traum: viel Kerzenlicht, viel Geflüster, viele Andeutungen. Die Zutaten versprechen einen düsteren Kriminalfall, liefern aber überwiegend Romanze im Schneckentempo.

🔍 Stärken & Schwächen

🖋 Stil:
Atmosphärisch, bilderreich, mit sicherem Sinn für gotische Motive. Die Prosa glitzert, bis sie sich leider irgendwann in wohligen Adjektivketten verfängt. Gefühl schlägt hier deutlich die erzählerische Präzision.

🧍‍♂️ Figuren:
Sybil funktioniert als scheue, pflichtbewusste Seherin, Rory als skeptischer Gegenpol. Aber ihr Schlagabtausch bleibt formelhaft: Feindselig-flirtig, dann pflichtschuldig halbtief. Nebenfiguren (inklusive sprechendem Gargoyle) sorgen für Tonbrüche: mal Gothic-Krimi, mal Cartoon.

🕒 Tempo:
Slow burn ist hier Programm. Wer Inquisition, Enthüllung und Höhepunkt erwartet, bekommt über weite Strecken Innenleben, Blicke und Hände-über-Hände. Spannung kommt spät und leider auch nur punktuell.

Atmosphäre:
Kathedrale, Moor, Omen-Mythos: das Setting kann eigentlich was. Doch die Welt wirkt stellenweise wie eine Sperrholz-Kulisse für die Romanze: Glaubensstrukturen und Magie bleiben vage, die Omens eher Orakel-Joker als System. Schade, man hätte gerne mehr erfahren.


📜 Fazit:

The Knight and the Moth ist hübsch inszenierter Gothic-Romantasy, eine Art Mood-Board mit Kapuze. Wer vor allem Sehnsucht, Nähe und Kerzenlicht sucht, wird gut bedient. Wer Plot-Druck, klare Regeln und Biss will, greift besser zu anderem. Die Motte schimmert, aber ihre Flügel scheinen dann doch zu schwach, eine relevante Erzählung zu tragen.


🌟 Bewertung

Varanthis-Skala: ★★☆☆☆ – „Eine Geschichte aus der Mottenkiste: Mit deutlich mehr Samt als Substanz.“

The Knight and the Moth ist hübsch inszenierter Gothic-Romantasy – ein Mood-Board mit Kapuze. Wer vor allem Sehnsucht, Nähe und Kerzenlicht sucht, wird bedient. Wer Plot-Druck, klare Regeln und Biss will, greift besser zu anderem. Die Motte schimmert, aber sie trägt nicht.

Autor: Rachel Gillig
Titel: The Knight and the Moth
Reihe: Stonewater Kingdom, Band 1
Verlag: LYX
ISBN: 978-3-7363-2455-8
Seitenanzahl: 494 (Gebundene Ausgabe)
Übersetzung:  Sabrina Železný
Erstveröffentlichung (deutsch): 2025

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