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🐚 Die Kinder des Seefahrers 1 (Der letzte König von Osten Ard 4.1): Ein sehr langer Abschied auf hoher See
Tad Williams kehrt mit der geduldigen Gleichmäßigkeit eines Gezeitenwandlers nach Osten Ard zurück. Dreißig Jahre nach „Der Drachenbeinthron“ segelt der König erneut durch Intrigen, Mythen und uralte Rachegelüste. Doch Achtung, dies ist nicht der Abschluss des Epos, zumindest nicht für uns hier in Deutschland. Während The Navigator’s Children im Original längst als vollendeter Schlusspunkt gilt, hat man hierzulande wieder einmal das Schwert des Verlags angelegt und das Werk in zwei Hälften gehauen. Ergebnis: Die Kinder des Seefahrers 1 ist also nur die erste Woge des großen Finales, die eigentliche Sturmflut folgt dann in Band 4.2.
🧭 Worum geht’s eigentlich?
Der Hochhorst steht in Flammen, das Reich in Aufruhr. Während die unsterbliche Königin der Nornen, Utuk’ku, das Tal Tanakirú für ihre düsteren Zwecke aufsucht, ringt Königin Miriamel um jeden Stein ihres belagerten Königssitzes. Ihr einstiger Held Simon ist alt geworden, König, Legende, Symbol und doch schwer von Zweifeln gezeichnet. Verräter wie Pasevalles fliehen, Bündnisse zerbröckeln, und das Schicksal der Menschen hängt erneut an uralten Geheimnissen aus der Zeit der Sithi.
Williams entfaltet in diesem ersten Teil des Abschlussbandes ein weites Panorama aus politischen Schachzügen, familiären Verlusten und dem altbekannten Zwielicht zwischen Göttern und Sterblichen.
🔍 Stärken & Schwächen
🖋 Stil: Williams bleibt ein Meister der geduldigen Prosa. Jeder Satz trägt das Gewicht vergangener Jahrhunderte, jede Beschreibung atmet Historie. Manchmal wirkt das großartig, manchmal wie der zutiefst mühsame Versuch, ein gewaltiges Segelschiff mit bloßer Hand zu wenden.
🧍♂️ Figuren: Simon, Miriamel und Utuk’ku sind gereifte Schatten ihrer selbst, sie sind aber eben auch genau das: Schatten. Williams gelingt das Kunststück, Alter und Erinnerung literarisch spürbar zu machen. Doch inmitten des weitverzweigten Ensembles verlieren sich manche Nebenfiguren im Nebel der Chronik.
🕒 Tempo: Der Roman teilt das Schicksal vieler getrennter Übersetzungen, das eigentliche Crescendo bleibt im Nachfolgeband versteckt. Die Handlung schreitet wie ein alter König über einen regennassen Pier, würdevoll, aber mit von der Gicht knarrenden Gelenken.
✨ Atmosphäre: Osten Ard bleibt überwältigend in Tiefe und Detail. Schlachten hallen wie alte Legenden, jedes Tal trägt Geschichten im Gestein. Die Rückkehr fühlt sich an wie ein Pilgergang, für manche ein Fest, für andere eine regelrechte Geduldsprobe.
📜 Fazit:
„Die Kinder des Seefahrers 1“ ist kein Neubeginn, sondern ein Vermächtnis und zugleich leider nur ein halbes Buch. Tad Williams schreibt nicht für Ungeduldige, sondern für jene, die bereit sind, sich wieder in uralte Karten zu versenken, wohlwissend, dass der letzte Hafen erst in Band 4.2 wartet. Die Erzählung verlangt Hingabe, belohnt aber mit Tiefe, Pathos und Weltgefühl, das heute kaum noch jemand erreicht. Hier ist Williams so sehr Williams wie kaum je zuvor. Ein grandioser Erzähler und göttlicher Weltenbauer schreibt hier den würdevollen Auftakt zum Ende. Leider geteilt wie so vieles in diesem Ödland der Buchpreisbindung.
🌟 Bewertung
Varanthis-Skala: ★★★★☆ – „Wie eine alte Ballade, die mittendrin abbricht und dich trotzdem nicht loslässt.“

Autor: Tad Williams
Titel: Die Kinder des Seefahrers 1 (The Navigator’s Children)
Reihe: Der letzte König von Osten Ard (4.1)
Verlag: Klett-Cotta
Übersetzung: Wolfram Ströle, Cornelia Holfelder-von der Tann
Seitenanzahl: 674 (Gebundene Ausgabe)
Erstveröffentlichung (deutsch): 2025
ISBN: 9783608966114
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