Sarah Broadway – Queen of the Dead (Rezension)

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Grabhaold checkt das. Die Kurzzusammenfassung der Review. Mit Grabhod dem Kobold, der einen Zeigefinger in die Luft streckt.

Sarah Broadway – Queen of the Dead

📚 Kurzfazit
Solide, stimmungsvoll und weglesbar wie warmer Apfelkuchen: Queen of the Dead ist cosy Urban-Fantasy mit Geistern, Kult und Kleinstadt-Mief. Kein Überflieger, aber ein wohltuender Dreier auf der Varanthis-Skala.

😒 Was nervt?
Sehr viel altbekannte Urban-Fantasy-Konfektionsware, ein Love-Interest mit der Persönlichkeit von lauwarmem Kaffee und Nebenfiguren, die sich verabschieden, sobald es spannend wird. Die große finale Versuchung wird behandelt wie eine Spam-Mail – kurz angeklickt, sofort gelöscht.

✨ Was funktioniert?
Lou als empathische Heldin mit kaputter Familiengeschichte, der Geisteralltag zwischen Kasse 3 und Friedhofsbank und eine herzerwärmende Found-Family-Dynamik. Der Mix aus gemütlichem Kleinstadtleben und eskalierender Nekromantie trägt das Buch mühelos bis ins Finale.

🧠 Figuren und Welt
Die Figuren sind sympathisch wie nette Nachbarn, aber selten wirklich komplex. Magnolia Grove fühlt sich an wie eine glaubhafte US-Kleinstadt, in der zufällig Tote rumlungern und Begabte sich gegenseitig belauern. Die Welt erfindet nichts neu, aber man verbringt gern ein paar Abende dort.

🐦 Crowbah meint
Ein Geisterroman wie eine gelungene Halloween-Sonderfolge: atmosphärisch, charmant, gemütlich. Wer literarische Seelenchirurgie sucht, ist falsch abgebogen. Wer cosy Friedhofsvibes will, hat den Jackpot geknackt.

🕯️ Sarah Broadway – Queen of the Dead: Wenn Geister cosy werden und die Hölle ein Supermarktregal ist

Es gibt Geisterromane, die dir nachts den Schlaf rauben, und solche, die du mit Wolldecke und Kamillentee genießt. Queen of the Dead will beides sein: eine Kleinstadt voller Toter, ein Nekromantenkult mit Weltuntergangsambitionen und mittendrin eine junge Frau, die ihre übernatürliche Gabe am liebsten gegen ein ruhiges Leben eintauschen würde. Das Ergebnis? Ein angenehm schauriger Urban-Fantasy-Cocktail, der auf Wohlfühlgrusel setzt wie andere auf Jumpscares und trotzdem ein paar dunklere Töne anschlägt, wenn man nicht hinguckt. Kein Genre-Meilenstein, aber ein Roman, der verdammt gut weiß, welche Knöpfe er bei Herbstlesern drücken muss.


🧭 Worum geht’s eigentlich?

Lou arbeitet im Supermarkt von Magnolia Grove, redet sich ihr Leben schön klein und unauffällig und versucht vor allem eines: ihre Gabe konsequent zu ignorieren. Seit ihrer Kindheit sieht sie Geister und kann mit ihnen plaudern wie andere Leute mit ihrem Therapeuten. Blöd nur, dass ihre Mutter dieses Talent früher als Gelddruckmaschine und Machtinstrument missbraucht hat. Lou hat daraus eine wichtige Lektion gelernt: Schmerz, Schuld und Tote schiebt man am besten weit, weit weg.

Dummerweise haben Geister keine Lust auf Ignorieren. Immer häufiger tauchen sie bei Lou auf und tuscheln, dass der Schleier zur anderen Seite bedenklich dünn wird. Während sie noch versucht, das als kollektive Paranoia abzutun, häufen sich merkwürdige Vorfälle. Menschen benehmen sich seltsam, ein Bestatter wirkt plötzlich ungesund interessiert an bestimmten Leichen, und auf dem Friedhof kriechen Dinge herum, die eigentlich unter der Erde bleiben sollten.

Nach und nach stellt Lou fest, dass sie nicht die einzige Begabte in der Stadt ist. Ihr älterer Nachbar Mortie hat seine ganz eigene Form von Empathie. Ihre Supermarktkollegin und ein unscheinbarer Manager verbergen Fähigkeiten, die deutlich über das kunstvolle Stapeln von Konserven hinausgehen. Dazu kommt ein Polizist, der erschreckend entspannt damit umgeht, dass Lou regelmäßig mit Luft Konversation betreibt.

Als klar wird, dass ein Nekromantenkult die Stadt als Experimentierfeld missbraucht und ein uralter Lich die Grenze zwischen Leben und Tod endgültig niederreißen will, ist Schluss mit Wegducken. Entweder Lou akzeptiert ihre Gabe und lernt, sie bewusst einzusetzen, oder Magnolia Grove wird zur Geisterstadt im ganz wörtlichen Sinn. Im Finale steht sie vor einem Angebot, das alles ändern könnte: als Queen of the Dead über Lebende und Tote zu herrschen. Ihre Entscheidung definiert nicht nur die Zukunft der Stadt, sondern auch, wer sie wirklich sein will.

🔍 Stärken & Schwächen

🖋 Stil

Sarah Broadway schreibt klar, zugänglich und mit einem sicheren Instinkt für Szenenrhythmus. Die Sprache stellt sich nicht selbst aus, trägt aber zuverlässig durch Dialoge, Alltagsbeobachtungen und Geistermomente. Besonders stark sind die Passagen, in denen Lou die Geschichten der Toten einfängt: Hier trifft schlichte Sprache auf echte emotionale Wucht. Literarische Experimente? Fehlanzeige. Dafür einen Stil, der sich wegliest wie eine gut erzählte Serie, bei der man vergisst, dass man eigentlich schon längst schlafen wollte.

🧍‍♂️ Figuren

Lou ist die größte Stärke des Romans. Sie ist keine Superheldin, sondern eine freundliche, ausgelaugte junge Frau, die zu lange für andere verantwortlich war und jetzt einfach nur ihre Ruhe will. Ihre Mischung aus Empathie, müdem Sarkasmus und tiefsitzender Angst macht sie glaubwürdig. Mortie als älterer Nachbar funktioniert hervorragend als Gegenpol: warmherzig, leicht exzentrisch und mit genau der richtigen Dosis Lebensweisheit.

Der Love-Interest dagegen? Bleibt leider so blass wie ein schlecht animierter Geist. Er erfüllt pflichtschuldig die Rolle des verständnisvollen Polizisten mit mysteriöser Vergangenheit, entwickelt aber keine eigenen Kanten. Man könnte ihn durch einen anderen netten Typen ersetzen und würde es kaum merken. Einige Nebenfiguren, andere Begabte, Kultmitglieder, sind interessant angelegt, verschwinden aber jeweils genau dann von der Bildfläche, wenn man mehr über sie wissen möchte. Man riecht förmlich das Serienpotenzial, das hier für zukünftige Bände vorbereitet wird, statt im ersten Band konsequent ausgespielt zu werden.

🕒 Tempo

Queen of the Dead startet bewusst gemächlich. Die ersten Kapitel gehören Lous Alltag, ihrem Job, ihrem traumatisierten Innenleben und den schrägen Geistern auf dem Friedhof. Ab der Mitte zieht das Tempo merklich an. Kult-Eskalation, Angriffe, Enthüllungen und Konfrontationen bauen einen soliden Spannungsbogen.

Problematisch ist weniger die Geschwindigkeit als die Vorhersehbarkeit. Wer Urban-Fantasy kennt, sieht viele Wendungen drei Kapitel vorher kommen. Der Roman hält trotzdem bei der Stange, weil er emotional funktioniert, nicht weil er ständig mit Plot-Twists um sich wirft.

✨ Atmosphäre

Magnolia Grove ist der heimliche Star. Die Mischung aus Friedhofspfaden, Supermarktpausenraum, Eckkneipe und verschlafenen Wohnstraßen erzeugt eine glaubhafte Kulisse. Die Geister fügen sich organisch ein, eher wie daueranwesende Nachbarn als wie Schockeffekte mit Kettenrasseln.

Die Atmosphäre bleibt meist angenehm schaurig statt wirklich bedrohlich. Es gibt durchaus finstere Bilder – nekromantische Rituale, verwesende Körper, albtraumhafte Visionen –, aber die Erzählhaltung fängt alles weich ab. Man fühlt sich eher wie in einem Geisterfall einer etablierten Urban-Fantasy-Serie als in einem Horrorroman. Für cosy-orientierte Leser ist das perfekt, für Grimdark-Fans eher Babybrei.


📜 Fazit:

Queen of the Dead ist ein Roman, der exakt weiß, was er sein will: eine zugängliche, emotionale Urban-Fantasy mit Geistern, Kult und Kleinstadt-Drama. Er ist nicht mutig genug, um das Genre neu zu erfinden, aber sicher genug in seiner Ausführung, um die vertrauten Bausteine so zu kombinieren, dass sie sich frisch genug anfühlen.

Die größte Stärke liegt in Lous innerem Weg. Ihre Geschichte von traumatischer Ausbeutung zu bewusster Selbstermächtigung gibt dem Buch mehr Gewicht, als das kuschelige Äußere vermuten lässt. Die Found-Family-Momente, der Friedhof als halb heiliger, halb alltäglicher Ort und die Idee, aus einer lästigen Gabe eine bewusste Berufung zu machen – das alles trägt weit.

Schwächer sind die abgegriffenen Urban-Fantasy-Tropes, die phasenweise wirken, als hätte jemand eine Genre-Checkliste abgehakt. Dazu gehören ein generischer Bösewicht, ein Love-Interest mit der Charisma-Ausstrahlung von Toastbrot und Nebenfiguren, die deutlich nach Serienvorbereitung riechen. Auch die finale Versuchung zur wahren Königin der Toten hätte mehr innere Zerrissenheit verdient, um wirklich zu erschüttern.

Unterm Strich bleibt ein stabiler, atmosphärischer Auftakt, der sich hervorragend für Leser eignet, die Geistergeschichten mit Herz suchen und mit einem mittelgroßen Trope-Rucksack klarkommen. Kein Pflichtkauf für den Kanon, aber ein Buch, das man an einem grauen Wochenende sehr zufrieden wegatmen kann.

🌟 Bewertung

Varanthis-Skala: ★★★
„Ein geisterhaftes Kleinstadt-Abenteuer mit Herz, das lieber trösten möchte, als zu verstören.“

Cover von Queen of the Dead: großer gelber Vollmond vor dunkelblauem Hintergrund, darum stilisierte Blumen und zwei türkisfarbene Bücher mit Totenkopf, unten ein türkisfarbener Grabstein mit Riss.

Autorin: Sarah Broadway
Titel: Queen of the Dead
Verlag: Angry Robot
Übersetzung: Englische Originalausgabe
Seitenanzahl: 288 (Paperback)
Erstveröffentlichung: 2025
ISBN: 978-1915998927

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