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Ritual Howls – Ruin (Kurzcheck)
🧿 Kurzfazit
Ruin trifft voll. Ein fokussiertes Ritual Howls Album, das Betontrance statt Deko Goth liefert.
🎯 Für wen?
Für Fans von The Soft Moon, frühen Nine Inch Nails, Editors und düsteren Kellerclubs ohne Stadionpathos.
🎧 Wie klingt das?
Drum-Machines pumpen, Bass knurrt, Gitarren hängen als Hallfahnen, kalte Synths, Bancells Sprechgesang als monotone Beschwörung.
💿 Highlights
Follow The Sun, Bad Idea, Digging For My Spirit.
⚠️ Nichts für dich, wenn…
du Hymnen, große Gefühlsdramen oder wohnzimmerwarmen Sound suchst. Ruin ist Lagerhaus.
🐺 Ritual Howls – Ruin: Betontrance im Keller der Melancholie
Ritual Howls sind im sechsten Kapitel angekommen. Nach Turkish Leather, Into The Water, Rendered Armor und Virtue Falters wirkt Ruin wie der Punkt, an dem das Trio aus Detroit seine eigene Formel so weit konzentriert, dass sie fast körperlich wird. Gitarrenhall, Drumcomputer, Bassdruck und dazu diese stoische, leicht verhallte Stimme, die klingt, als würde sie durch einen Tunnel aus Beton und Zigarettenrauch zu dir sprechen. Industrial-Goth, Darkwave und Post-Punk verschmelzen zu einer sehr modernen, sehr düsteren Tanzplatte.
Ruin fühlt sich an wie eine Nacht, in der niemand mehr sicher weiß, ob der Club gerade aufmacht oder seit Stunden geschlossen ist, während man trotzdem weitertanzt.
🎧 Was erwartet dich?
- Genre: Industrial-Goth, Darkwave, Post-Punk mit einem Schuss Oldschool-Rave
- Klingt wie: Ein Treffen von The Soft Moon, frühem Nine Inch Nails und Editors in einem leergeräumten Lagerhaus mit viel Nebel und ohne Stadionpathos.
- Klangfarbe: Ruin ist für große, graue Räume gebaut. Drum-Machines pumpen wie PAs nach Mitternacht. Der Bass schnarrt und sägt, die Gitarren liegen als lange Hallfahnen über allem. Synths sirren und setzen kalte Melodielinien. Paul Bancell singt kaum, er deklamiert. Seine Stimme wirkt wie eine monotone Beschwörung, manchmal fast teilnahmslos, dann plötzlich dringlich. Die Songs bleiben kompakt, aber dicht geschichtet. Tanzbar, ohne je fröhlich zu werden. Melancholisch, ohne ins Selbstmitleid zu kippen.
✨ Highlights
- Follow The Sun: Der Opener ist die Eintrittskarte in diesen Kosmos, klar, also nicht in unserem natürlich. Eine klare Gitarrenfigur schneidet durch den Raum, darunter ein pulsierender Kick, flimmernde Percussion und ein verzerrter Bass. Inhaltlich geht es nicht um Wellness-Licht, sondern um einen Marsch in eine unklare Zukunft. Wenn der Refrain sich öffnet, ist klar, was gemeint ist. Schultern runter, Kopf nicken, Blick auf den Boden. Mehr braucht dieser Song nicht.
- Bad Idea: Hier zeigen Ritual Howls, wie nah Clubrausch und Kapitulation beieinander liegen. Der Beat zieht hart nach vorne. Die Basslinie torkelt minimal, was sie noch eingängiger macht. Gitarren setzen kurze, giftige Stiche. Im Refrain schiebt sich eine simple Hook nach vorne, die den Titel wie ein inneres Warnsignal wiederholt. Perfekt für den Moment, in dem man weiß, dass der nächste Drink alles ruiniert und ihn trotzdem bestellt.
- Digging For My Spirit: Der tiefste Einschnitt der Platte. Die Drums wirken nervöser, fast brüchig. Der Bass arbeitet in Schlingen, die Gitarren halten sich weit zurück. Stattdessen liegen kleine Piano- und Synth-Fragmente wie kaltes Neonlicht auf dem Track. Der Text kreist um Selbstsuche im Schutt. Der Song klingt wie ein Weg über eine leere Brücke im Morgengrauen, kurz bevor der Alltag wieder anrollt.
🪦 Besondere Momente
- Detroit im Kopf, Beton unter den Füßen: Die Herkunft der Band hört man Ruin an. Die Songs klingen nach Industriehallen, nach Clubkultur und nach Orten, an denen seit Jahren niemand mehr renoviert hat. Viele Arrangements sind so gebaut, dass jede Kick gegen unsichtbare Betonwände prallt. Wer das Album im Sitzen nebenbei hört, verpasst die halbe Wirkung.
- Rave-Geister im Goth-Körper: Ritual Howls bauen seit Jahren Elemente der alten Rave-Kultur in ihren Sound ein. Auf Ruin passiert das nicht über plumpe Drops, sondern über Hypnose. Wiederholte Loops, kleine Breakbeat-Figuren, Bassschleifen, die eher körperlich als melodisch funktionieren. Das ist Musik für Menschen, die lieber im Halbdunkel tanzen als im Scheinwerferlicht.
- Fernproduktion mit geschlossenem Ergebnis: Nach dem Vorgänger ist Paul Bancell nach Los Angeles gezogen, während Ben Saginaw und Chris Samuels in Michigan geblieben sind. Ein großer Teil von Ruin entstand über das Netz. Beats, Sounds und Skizzen wanderten hin und her, bevor alles in konzentrierten Sessions im Studio von Adam Cox zusammengeführt wurde. Erstaunlich ist, wie geschlossen das Resultat klingt. Keine Dateisammlung, sondern eine klare Erzählung.
- Neongrüne Ansage: Die limitierte Neon-Green-Vinyl passt perfekt zur Platte. Giftgrün als Hülle für ein Album, das ständig zwischen Hoffnungsschimmer und Zerfall pendelt. Optisch Club, inhaltlich Ruine. Genau diese Kombination beschreibt Ritual Howls ziemlich gut.
📜 Hintergrund
Ritual Howls sind seit gut einem Jahrzehnt unterwegs. Das Trio besteht aus
Paul Bancell (Gesang, Gitarre),
Ben Saginaw (Bass)
und Chris Samuels (Synths, Samples, Drum-Programming).
Die frühen Releases erschienen auf kleinen Labels und Tapes. Später folgten Alben wie Turkish Leather, Into The Water, Rendered Armor, A Safe Haven From The Sun und Virtue Falters. Konstante Elemente sind eine eigene Gitarrensprache, die eher an schmutzige Western-Soundtracks erinnert, Bassläufe mit Vorwärtsdrang und Drum-Programming, das Industrial-Schwere mit Club-Energie verbindet.
Ruin führt diese Linie fort. Das Album wirkt fokussierter und körperlicher als einige Vorgänger. Wo ältere Platten teilweise distanzierter klangen, schiebt Ruin den Körper stärker in den Vordergrund. Das ist weniger Soundtrack und mehr Nachtprogramm.
🪓 Fazit
Ruin ist kein dekoratives Goth-Accessoire neben Kerzenständern, sondern Musik für den Moment, in dem der Rauch in der Luft hängt und die Luft leicht flimmert. Das Album bleibt der bekannten Ritual-Howls-Formel treu und schärft sie gleichzeitig.
Wer Drum-Machines, knurrigen Bass und lakonischen Sprechgesang nicht mag, wird hier kaum bekehrt. Wer jedoch nach dunkler, tanzbarer Musik sucht, die den Raum vibrieren lässt und trotzdem melancholisch bleibt, bekommt ein sehr geschlossenes und sehr bewusst gebautes Album.
Ruin ist Betontrance für die Mitternacht. Hart, hypnotisch, traurig und auf seltsame Weise tröstlich.

| Künstler: | Ritual Howls |
| Albumtitel: | Ruin |
| Erscheinungsdatum: | 31. Oktober 2025 |
| Genre: | Industrial-Goth, Darkwave, Post-Punk |
| Label: | Felte |
| Spielzeit: | ca. 36 Minuten |
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