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Briefe aus den Zwischenreichen
🌎 „Schließlich bin ich der Zepterträger von Zinsstein!“ – Aus dem Schattenbüro der Frühvergreisten
Ein Brief von Philipp Amthor aus einem Zwischenreich, in dem Aktienoptionen wachsen
Das Schreiben kam nicht mit der Post, sondern im Glitzerflug einer Ehrennadel.
Versiegelt mit Lobbyglanz, formuliert auf offiziellem Bundestagspapier.
Aber der Name des Amtes Hauptregister der verlorenen Karrieren, ließ uns stutzen.
Die Zwischenreichs-Redakteure haben diesen Brief gesichtet, geprüft – und freigegeben.
Er stammt aus der Hand von Philipp Amthor, dem einstigen Hoffnungsträger der Berufsjugendlichen.
Dann kam das mit den Nebeneinkünften.
Selbst nennt er sich übrigens nun: „Unvergessen in dunklen Anzügen“.

✉️ Der Brief
„Ich habe nichts falsch gemacht. Ich war nur ein bisschen sehr richtig.“
– Aus einem Gespräch mit meinem Spiegelbild
Sehr geehrter Oberster Rat für Postmortale Reputationsfragen,
ich, vormals Hoffnungsträger der schwarzgekleideten Zukünftigkeit, melde mich aus dem Reich der Schattenbüros und Nebeneinkünfte mit demütiger Brust und leicht irritiert schauend zurück.
Ja, ich gestehe: Ich hatte da mal ein paar Aktienoptionen. Vielleicht war es ein kleiner Aufsichtsratsposten. Vielleicht waren es 250.000 Dollar. Vielleicht war ich auf Dienstreise nach New York, Korsika oder St. Moritz. Vielleicht war das offizielle Bundestagspapier, auf dem ich einen Minister anschrieb, nicht optimal gewählt. Vielleicht war auch mein Lobbyismus für ein fragwürdiges KI-Startup mit Maaßen-Kontakt eher… suboptimal.
Aber wer kann das heute noch sagen? Wer von uns hat in jungen Jahren nicht einmal Briefpapier falsch benutzt oder mit 26 Jahren eine Karriere als Berufslobbyist ausprobiert? Und ganz ehrlich: Augustus Intelligence! Das klingt doch nett. Intelligenz ist so wichtig, gerade im politischen Amt. Und Augustus? Hallo? Welcher römische Kaiser wäre denn hipper gewesen, als der allerste? Da kann man doch wohl schlecht ablehnen.
Wie dem auch sei: Ich beendete natürlich sofort alle Tätigkeiten, sobald die mediale Unannehmlichkeit eine gewisse Bodenlosigkeit erreichte. Ich trat aus Ausschüssen zurück, aus Kandidaturen raus und trat sogar auf der Stelle. Und als mich Transparency International als Symbolbild der Käuflichkeit einstufte, lächelte ich höflich weiter. Es gehört sich doch wohl so. Jede Neuigkeit zu meiner Person ist irgendwo ja auch eine gute Neuigkeit.
Die Generalstaatsanwaltschaft Berlin? Kein Anfangsverdacht. Der Bundestag? Keine Hinweise auf Rechtsverstöße. Ich bin quasi juristisch reingewaschen wie ein schwarzes Sakko mit dem 60° Glanz einer Partei-Ehrennadel.
Aber das IFG, dieses perfide Gesetz, das meine Briefe an Minister öffentlich gemacht hat, das muss weg. Ich sprach mich bei den Koalitionsverhandlungen 2025 ausdrücklich gegen Transparenz aus. Denn wer viel leuchtet, wirft auch lange Schatten. Und ich habe wirklich sehr, sehr viel geleuchtet.
Was bleibt mir also zu sagen?
Ich bleibe standhaft. Und stehen. Vielleicht nicht permanent unnötig aufrecht, aber immerhin verfügbar.
Mit patriotischen Ehrengrüßen,
Ihr
Optionsmagister Philipp Amthor
(Unvergessen in dunklen Anzügen, Deutschland stets im Herzen tragend, zuwendungsgestützter Zepterträger des Herzogstums Zinsstein)
🪶 Kommentar der Redaktion:
Er war nie Kanzler.
Aber fast Ausschussvorsitzender.
Er hatte nie richtige Macht, jedoch viele Mandate.
Und er hat den steinernen Gang betreten, wie es sich gehört.
Mit einem ausgehöhlten Deutschland-Zepter, in dem Aktienoptionen versteckt werden können.
Und einem Allzeit-Nicht-Bereit-Lächeln aus Silikonknetmasse.
Redaktionsgebet: Augustus, lass Intelligenz auf die Deinen regnen!
Mehr Fantastisches für dich?
Mehr Fantastisches findest du garantiert in den Legenden von Serathis und darüber hinaus in unserem Bestiarium der Düsteren Kreaturen. Ziemlich cool: Auch bei Makronom hat man die großen Verdienste des ehemaligen Finanzministers entsprechend gewürdigt.