Nancy Banks – The Uninvited (Rezension)

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Grabhaold checkt das. Die Kurzzusammenfassung der Review. Mit Grabhod dem Kobold, der einen Zeigefinger in die Luft streckt.

Nancy Banks – The Uninvited

📚 Kurzfazit
The Uninvited ist eine atmosphärische YA-Vampirfantasy im Paris-Setting, die eine Coming-of-Age-Geschichte über Angst, Begehren und Gewalt erzählen will. Stark in Bildern und Motiven, erzählerisch eher guter Mittelfeld-Vertreter als neues Standardwerk.

😒 Was nervt?
Der Roman lädt alle Themen gleichzeitig auf den Tisch: Trauma, Misogynie, Kunst, Medienhysterie, Sucht, Mental Health. Vieles wird angerissen, wenig wirklich durchgezogen, während die Teen-Stimmen nicht immer so klingen, als würden echte Teenager reden.

✨ Was funktioniert?
Paris ist keine Tapete, sondern ein spürbarer Ort mit Katakomben, Street-Art-Szene und bohemienhaftem Nachtleben. Die Idee, einen Vampir als Verdichtung männlicher Gewalt zu erzählen, sitzt deutlich besser als bei vielen „sexy Undead“-Romanzen. Das Finale nutzt die Vampirmotive klug, um Grenzen und Einwilligung ins Zentrum zu rücken.

🧠 Figuren und Welt
Tosh als nervöse, kopflastige 17-Jährige funktioniert als Blick auf die Stadt; ihre Clique aus Street-Artist, Kunst-Poseur und Auslandsstudent taugt perfekt als Miniatur einer urbanen Jugendblase. Der Vampir bleibt bewusst mehr Symbol als detailverliebte Worldbuilding-Figur, was gut zur Parabel, aber weniger gut zur Horror-Erwartung passt.

🐦 Crowbah meint
Für Vampirfreunde mit Paris-Fernweh eine lohnende Nachtfahrt in die Katakomben. Wer eine neue Dracula-Liga erwartet, bekommt eine solide Blutprobe über toxische Typen, kein großes Transsilvanien-Erweckungserlebnis.

🕯️ Nancy Banks – The Uninvited: Vampirische Paris-Postkarte mit feministischen Bissspuren

Manchmal fühlt sich ein Fantasyroman an wie ein Urlaubsprospekt, in dem jemand heimlich ein Monster versteckt. The Uninvited von Nancy Banks beginnt wie ein Städtetrip mit Croissant-Pflichtprogramm, Street Art und ersten Feriengefühlen, nur um nach und nach die Zähne zu zeigen. Die Geschichte will gleichzeitig Liebeserklärung an Paris sein und Abrechnung mit männlicher Gewalt, verpackt in einen Vampirplot, der eher im Untergrund lauert als sofort ins Gesicht springt. Das Ergebnis ist ein stimmungsvoller, aber nicht restlos überzeugender YA-Paranormal-Roman, der vor allem über Atmosphäre und Thema punktet.


🧭 Worum geht’s eigentlich?

Tosh Reeves ist siebzehn und zieht von Portland nach Paris, weil ihr Vater dort einen Job angenommen hat. Die Stadt ist für sie zuerst reines Versprechen: Straßencafés, ikonische Architektur, Essen an jeder Ecke und das Gefühl, endlich ein anderes Leben ausprobieren zu können.

Gleich zu Beginn lernt sie den amerikanischen Nachbarn Nick kennen, der sie in seine Clique zieht und ihr die weniger touristischen Ecken der Stadt zeigt. Dazu gehört die Street-Art-Szene, die Tosh besonders über Noor fasziniert, eine Künstlerin, die mit ihren Murals explizit Frauen stärkt und Sexismus öffentlich angreift.

Während Tosh in dieses bohemienhafte Paris hineinrutscht, häufen sich in den Nachrichten Berichte über brutale Angriffe auf Frauen. Die Stadt tuschelt irgendwann das Wort Vampir und Tosh kann das zunächst als Panikmache abtun. Gleichzeitig holt sie ein früheres Trauma ein, ein übergriffiger Typ aus ihrer Debattiervergangenheit, wegen dem sie damals ihr altes Leben aufgegeben hat.

Ein Ausflug der Clique in die Katakomben unter Paris verschiebt die Stimmung endgültig. Dort geraten Tosh und Noor mit dem Künstler Le Bec aneinander, einem selbstverliebten Graffiti-Pfau, und von da an werden die Angriffe persönlicher und bedrohlicher. Der Vampir ist keine ferne Sagengestalt, sondern eine konkrete, sehr körperliche Gefahr, die sich gezielt Frauen sucht.

Tosh muss sich entscheiden, ob sie weiter versucht, im Rausch von Kunst, Partys und neuer Liebe alles zu ignorieren oder ob sie das Monster tatsächlich stellt. Ihre Entwicklung zur aktiven Figur verknüpft Banks sichtbar mit der Frage nach Einwilligung, Grenzen und der Art, wie Gesellschaft auf Gewalt reagiert. Ob sie am Ende Opfer bleibt, zur Jägerin wird oder etwas dazwischen, ist die eigentliche Spannung des Buches.

🔍 Stärken & Schwächen

🖋 Stil

Banks schreibt schnörkellos und bildhaft genug, um die Gassen, Cafés und Katakomben in den Kopf zu holen. Die Sprache bleibt klar, gelegentlich fast nüchtern, was zu der Mischung aus Reiseeuphorie und unterschwelligem Grauen passt. Besonders stark sind die Passagen, in denen Tosh über Kunst, Recherche und Wahrheit nachdenkt; dort merkt man, dass hier jemand mit grafischem und buchhändlerischem Hintergrund schreibt. Weniger überzeugend sind einige innere Monologe, die sich im Kreis drehen und eher wie Pflichtreflexionen klingen als wie echte Gedankensprünge einer Siebzehnjährigen.

🧍‍♂️ Figuren

Tosh trägt den Roman. Sie ist schüchtern, analytisch und geprägt von einem früheren Übergriff, ohne dass das Buch sie nur als Trauma-Hülle inszeniert. Ihre Neugier auf Paris und Kunst wirkt glaubwürdig, gerade weil sie mit Unsicherheit und Fehlentscheidungen verbunden ist. Nick erfüllt die Rolle des charmanten Türöffners in die neue Welt, bleibt allerdings eher Projektion als wirklich scharf konturierte Figur. Noor funktioniert als moralischer und künstlerischer Fixpunkt, ein Gegenentwurf zu den Männern, die Macht und Blick kontrollieren wollen. Der Vampir selbst bleibt namenloser Brennpunkt aller Bedrohungen, was als Symbol funktioniert, aber jedem, der auf komplexe Antagonisten hofft, weniger bietet.

🕒 Tempo

Der Roman nimmt sich viel Zeit für das Ankommen in Paris. Food-Szenen, Spaziergänge, Kunstaktionen und Cliquen-Dynamik bestimmen lange Seiten, während der Vampir eher als Gerücht und Nachrichtenschleife im Hintergrund lauert. Wer sofortigen Horror erwartet, wird hier eher ungeduldig. Wenn die Figuren schließlich in die Katakomben hinabsteigen und die Angriffe näher rücken, zieht der Text spürbar an und arbeitet sauber auf das Finale zu. Insgesamt entsteht ein Zickzack aus Urlaubsroman und Suspense, das atmosphärisch trägt, aber mitunter schwergängig wirkt.

✨ Atmosphäre

Hier spielt The Uninvited seine stärkste Karte. Paris ist kein anonymer Hintergrund, sondern lebendige Bühne mit Metro, Cafés, Hausfassaden und dem klaustrophobischen Netz aus Katakomben unter der Stadt. Die Mischung aus Lichtern über der Seine und Knochenstapeln im Untergrund schafft genau diese Art von Urban-Gothic, die Vampiroptionen sehr elegant anbietet. Dazu kommen Street-Art-Motive und feministische Wandbilder, die der Stadt einen zusätzlichen, politischen Layer geben. Für Leser mit Faible für urbane Settings im fantastischen Gewand ist das ein klarer Pluspunkt.


📜 Fazit:

The Uninvited ist kein großer Genre-Neustart, aber ein bemerkenswert stimmiger YA-Vampirroman, der den Schauplatz Paris ernst nimmt und seine Monster bewusst als Metapher für männliche Gewalt anlegt. Nancy Banks erzählt weniger darüber, wie cool Untote sein können, sondern darüber, wie alltägliche Übergriffe aussehen, wenn man ihnen plötzlich Reißzähne gibt. Die Schwächen liegen klar in der Überladung: zu viele Themen auf zu wenigen Seiten, dazu ein Erzähltempo, das lange eher an einen Erasmus-Report erinnert als an einen Horrorroman. Wenn der Text sich auf Tosh, Noor und die Frage nach Grenzen konzentriert, funktioniert er jedoch sehr gut.

Für den Fantasykosmos taugt das Buch vor allem als Gegenstück zu romantisierten Vampirstoffen und als Beispiel, wie man Urban-Fantasy-Settings nutzen kann, ohne sofort auf Schicksalskitsch umzuschalten. Als Pflichtlektüre würde ich es nicht einstufen, aber als interessanten Paris-Abstecher im Vampir-Segment, den man aufmerksam lesen und kritisch auseinandernehmen kann.

🌟 Bewertung

Varanthis-Skala: ★★★
Ein atmosphärischer Biss in die Pariser Nacht. Stark im Setting, etwas schwach auf der strukturellen Brust.“

Cover von The Uninvited von Nancy Banks vor einem Regal mit alten Ledereinbänden: Ein dunkelvioletter Hintergrund mit ornamental geschwungenen Rankenmustern, in deren Mitte der Titel „THE UNINVITED“ in hohen, roséfarbenen Art-déco-Buchstaben steht. Unter dem Titel hängen stilisierte Bluttropfen, ganz unten ist der Autorenname „NANCY BANKS“ in leuchtend roter Schrift zu sehen.

Autor: Nancy Banks
Titel: The Uninvited
Verlag: Delacorte Press (Random House Children’s Books)
Übersetzung: Englische Originalversion
Seitenanzahl: 288 Seiten (Hardcover)
Erstveröffentlichung: 2025
ISBN: 978-0-593-90029-1

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