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Lamp Of Murmuur – The Dreaming Prince In Ecstasy (Kurzcheck)
🧿 Kurzfazit
The Dreaming Prince In Ecstasy ist ein wilder Black-Metal-Alchemieversuch zwischen Immortal-Frost, Symphonic-Bombast und Goth-Club-Ekstase. Groß gedacht, stark geschrieben, aber mit einem dumpfen, pappigen Sound, der den Triumph in Teilen wieder einfängt.
🎯 Für wen?
Für Black-Metal-Fans, die Immortal, Emperor, Fields Of The Nephilim und Tribulation im selben Regal stapeln und gern sehen, wie ein Einzelkämpfer alles in einen Kessel wirft. Für Leute, die mit Konzeptalben, Kunstpathos und Sideproject-Nerdtum leben können.
🎧 Wie klingt das?
Kalter Zweite-Welle-Black-Metal mit angethrashten Riffs, dicken Keyboard-Schichten, 90er-Symphonic-Vibes und deutlich hörbaren Gothic- und New-Wave-Genen, besonders im dreiteiligen Titelstück. Darüber krächzt M. mit viel Hall und gelegentlichem Klargesang, als würde er aus einer Traumhöhle senden, in der jemand die Höhen abgesägt hat.
💿 Highlights
Forest Of Hallucinations, The Dreaming Prince In Ecstasy (Part I–III), A Brute Angel’s Sorrow
⚠️ Nichts für dich, wenn…
du Black Metal nur in Reinform erträgst, bei Gothic-Tanzbarkeit Schnappatmung bekommst oder dumpfe Produktionen grundsätzlich nicht erträgst.
👑 Lamp Of Murmuur – The Dreaming Prince In Ecstasy: Wenn der Traumprinz zu viel Reverb reindreht
Lamp Of Murmuur hat sich in ein paar Jahren vom Kassettengeheimtipp zu einem der meistdiskutierten Namen im neuen Black-Metal-Untergrund hochgearbeitet. Erst roh lo-fi mit Keyboardnebel, dann Immortal-verehrend auf Saturnian Bloodstorm, jetzt das vierte Album The Dreaming Prince In Ecstasy über Wolves Of Hades.
M., der alles alleine schreibt und einspielt, hat seine Karriere bisher nach dem Prinzip „jedes Album ein anderes Reich“ aufgebaut. Diesmal will er offenbar alle bisherigen Welten übereinander stapeln: symphonischer Black Metal, Immortal-Kälte, Gothic-Club-Groove und akustische Schlussballade. Auf dem Papier klingt das nach Größenwahn, im Ergebnis nach einem der ambitioniertesten Black-Metal-Releases des Jahres – trotz hörbarer Schwächen im Klangbild.
🎧 Was erwartet dich?
- Genre(s): Black Metal, Symphonic Black Metal, Gothic Rock, Melodic Black Metal
- Vergleichbar mit: Immortal in der At-The-Heart-Of-Winter-Phase, die heimlich Fields Of The Nephilim, Tribulation und etwas Emperor im Plattenregal versteckt haben.
- Klangfarbe: The Dreaming Prince In Ecstasy eröffnet mit einem kurzen Intro und kippt dann in Forest Of Hallucinations sofort in diese Mischung aus eisigen, leicht angethrashten Riffs und symphonischen Keyboardflächen, die an Cradle Of Filth oder frühe Dimmu Borgir erinnern. Die Drums treiben, oft mit klassischem Blastbeat, aber immer wieder mit schweren Midtempo-Passagen, in denen der Bass mehr tut als nur mitzulaufen. Die Gitarren wechseln zwischen frostigem Tremolo und heavy-metallischen Leads, während die Keyboards Mal Horror-Orgel, mal sakraler Teppich sind. M.s Stimme ist ein harsches, stark verhalltes Kreischen mit punktuell sehr gelungenen Klargesangsmomenten, die sofort Emperor-Assoziationen wecken.
Das alles klingt dramaturgisch groß, atmosphärisch dicht, aber produktionstechnisch leider, als hätte jemand eine Decke über die Boxen gelegt. Die Höhen sind matt, die Distortion klebt, die Vocals verschwimmen teilweise im Raum. Das nimmt dem Album ein Stück der Wucht, die es kompositorisch haben könnte.
✨ Highlights
- Forest Of Hallucinations: Der erste richtige Song ist der Beweis, dass M. das Immortal-Kapitel nicht zu den Akten gelegt hat. Neun Minuten lang peitschen angethrashte Gitarren, während im Hintergrund Symphonic-Figuren aufflackern, die aus einer sehr düsteren Version von Spiritual Black Dimensions stammen könnten. Der Song arbeitet mit klaren Spannungsbögen, nimmt Druck raus, lässt die Keyboards atmen und zieht dann wieder an. Forest Of Hallucinations ist Lamp Of Murmuur in der Form, in der selbst Skeptiker anerkennen müssen, dass hier jemand ernsthaft Songwriting betreibt und nicht nur Riff-Worship betreibt.
- The Dreaming Prince In Ecstasy (Part I–III): Der dreiteilige Titelsong ist das Herzstück des Albums und so etwas wie M.s Bewerbungsschreiben für das Amt des „Black-Metal-Bosses der eklektischen Neuzeit“. Part I: Moondance arbeitet mit einer trancigen Leitmelodie, die eher nach dunklem Goth-Club als nach Kellerproberaum klingt, und ist tatsächlich tanzbar, ohne den Black-Metal-Kern komplett zu verlieren. Part II: Twilight Orgasm fährt den Metal-Anteil noch weiter herunter, geht in Richtung New Wave und Fields-Of-The-Nephilim-Soundlandschaften, Nebel inklusive. Part III: The Fall bringt die schwarze Flamme zurück, jetzt aber melodischer, hymnischer, mit einem majestätischen Klargesangspart in der Mitte, der die Emperor-Nostalgie so direkt triggert, dass es schon wieder charmant ist. Zusammen ist das kein reiner Stilzirkus, sondern eine durchdachte, dreiteilige Reise in und aus der Ekstase.
- A Brute Angel’s Sorrow: Nach dem ganzen symphonischen Getöse und Black-Metal-Exzess kommt zum Schluss eine melancholische Akustiknummer, die fast wie ein Epilog wirkt. A Brute Angel’s Sorrow wird von Gastvocals von Crying Orc (Këkht Aräkh) und xofrnk getragen und legt die komplette Rüstung ab. Hier geht es um Atmosphäre pur: trauriges Gitarrenpicking, verhallte Stimmen, ein Gefühl von Müdigkeit nach der großen Vision. Das Stück zeigt, wie viel Gefühl M. transportieren kann, wenn er sich traut, den Pegel runterzufahren. Für viele wird genau das der Moment sein, in dem The Dreaming Prince In Ecstasy emotional einrastet.
🪦 Besondere Momente
Symphonic-Black-Metal als Spielplatz statt Dogma
Auffällig ist, wie wenig Ehrfurcht M. vor Genregrenzen hat. Die Symphonic-Schicht ist kein bloßer 90er-Nostalgieknopf, sondern wird bewusst eingesetzt: mal als dichte Wall Of Sound, mal als fast schon kitschiger Gothic-Schimmer. Wo andere Bands sich zwischen „trve“ und „Kirmes“ entscheiden müssen, macht Lamp Of Murmuur beides gleichzeitig und verlässt sich darauf, dass die Grundaggression es zusammenhält.
Gothic- und New-Wave-Einfluss ohne Augenzwinkern
Die zweite Albumhälfte nimmt die 80er nicht als Vintage-Gag, sondern als ernst gemeinte Inspirationsquelle. Die tanzbare Moondance-Melodie, die nephilimesken Flächen in Part II, die generelle Dark-Wave-Schwere: hier entsteht kein ironischer Crossover, sondern eine konsequente Mischform, die eher an Tribulation erinnert als an Tiktok-Goth.
Soundproblem als eingebauter Stolperstein
Was eigentlich nicht geht, ist der dumpfe, undifferenzierte Mix. The Dreaming Prince In Ecstasy klingt so, als hätte jemand im Mastering einen Schleier über die Produktion gelegt. Die Drums verlieren Punch, die Gitarren verschwimmen, die Vocals sitzen zu weit hinten und wirken teilweise wirklich wie „mit Wollsocke im Mund“ gekrächzt. Für einen Künstler, der so offensichtlich groß denkt, wirkt das erstaunlich unglücklich. Es ist kein zerstörendes Manko, aber ein konstanter Störfaktor.
Coverart als Traumtor
The Dreaming Prince in Ecstasy sieht bereits auf dem Cover so aus, als wäre es aus einem Fiebertraum des fin de siècle gefallen. Ein weiß gekleideter Prinz mit goldener Gürtelschnalle sitzt auf einem Podest, die Arme zum Himmel gestreckt, während draußen über dem Meer ein wirbelnder Lichtkreis mit Auge im Zentrum über dem Horizont hängt. Die Szene ist gemalt wie ein altes Salonbild, eingerahmt von Vorhängen, Ornamenten und einem schwer entzifferbaren roten Logo. Das wirkt eher wie okkulte Oper als klassisches Black-Metal-Cover und passt perfekt zum Anspruch des Albums, größer, pathetischer und traumhafter zu sein als das übliche Kellergewitter. Wichtig: Hier war offensichtlich ein echter Maler am Werk, keine generische KI-Illu-Maschine.
📜 Hintergrund
Lamp Of Murmuur ist das klassische Black-Metal-Einmannprojekt, nur dass M. statt Burzum-Nachbau lieber sein eigenes Universum testet. Heir Of Ecliptical Romanticism war 2020 noch tief im Lo-Fi-Underground, mit viel Synthesizernebel und Kassettenschleier. Submission And Slavery schob Gothic-Nuancen dazu, Saturnian Bloodstorm 2023 verneigte sich dann fast komplett vor Immortal und At The Heart Of Winter.
Parallel hat M. mit dem Sideproject Magus Lord ein weiteres Feld aufgemacht, das Summoning-artigen Epic-Black und Bathorys Viking-Phase vereint. The Dreaming Prince In Ecstasy wirkt wie die logische Konsequenz aus dieser Hyperaktivität: ein Album, das versucht, alle bisherigen Facetten zu bündeln und noch eine Schicht Symphonic-Black-Metal, 80er-Gothic und Akustikmelancholie oben drauf zu packen.
🪓 Fazit
The Dreaming Prince In Ecstasy ist kein bequemes Album. Es will zu viel, es packt zu viele Einflüsse auf einmal an und stolpert dann ausgerechnet über etwas so Banales wie den Sound. Aber gerade diese Überambition macht Lamp Of Murmuur spannend. M. versucht, Immortal, Symphonic-Black, Gothic-Romantik, New Wave und Akustikmelancholie in ein einziges, zusammenhängendes Narrativ zu pressen und schafft es erstaunlich oft, dass das Ganze nicht auseinanderfliegt.
Wenn du Black Metal als starre Gesetzessammlung verstehst, wirst du hier wahrscheinlich die zweite Albumhälfte hassen. Wenn du dagegen Spaß daran hast, einem exzentrischen Einzelkämpfer beim eskalierenden Traumtagebuch zuzuhören, dürfte The Dreaming Prince In Ecstasy eines der interessantesten Releases des Jahres sein. Ein Meisterwerk mit Mängeln oder ein wackliger Triumphzug, je nachdem, wie sehr dich dumpfer Sound triggert.
Für uns bleibt es unterm Strich ein empfehlenswertes, mutiges Album, das mehr Charakter hat als viele perfekt produzierte, aber komplette austauschbare Black-Metal-Veröffentlichungen 2025. Der Traumprinz nuschelt zwar, aber er hat zumindest etwas zu sagen.

| Künstler: | Lamp Of Murmuur |
| Albumtitel: | The Dreaming Prince In Ecstasy |
| Erscheinungsdatum: | 14. November 2025 |
| Genre: | Atmospheric Black Metal, Symphonic Black Metal, Gothic Rock, Melodic Black Metal |
| Label: | Wolves Of Hades Records |
| Spielzeit: | ca. 53 Minuten |
The Fires Of Seduction
Forest Of Hallucinations
Hategate (The Dream-Master’s Realm)
Reincarnation Of A Witch
Angelic Vortex
The Dreaming Prince In Ecstasy Part I – Moondance
The Dreaming Prince In Ecstasy Part II – Twilight Orgasm
The Dreaming Prince In Ecstasy Part III – The Fall
A Brute Angel’s Sorrow
🎬 Lamp Of Murmuur – Forest Of Hallucinations
Track Premiere von „Forest Of Hallucinations“, dem epischen Einstieg in „The Dreaming Prince in Ecstasy“, präsentiert von Black Metal Promotion.
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