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🍵 Manche Cafés servieren Kuchen. Andere servieren – Erinnerungen.
Jan mochte keine alten Läden.
Sie rochen nach staubigen Teppichen und schlechtgelaunten Leuten.
Aber als seine Mutter ihn ins Café „Knorpel & Zeit“ mitnahm, sagte er nichts. Es regnete draußen, und drinnen war es wenigstens warm und trocken.
Die Türklingel war ein zerbrochener Löffel, der gegen eine alte Teekanne schlug.
Drinnen standen lauter Uhren, die alle etwas anderes anzeigten.
Und hinter dem Tresen stand ein Mann mit Frack und Fliege – aber die Fliege war aus zerknittertem Zeitungspapier.
„Setz dich ruhig“, sagte der Mann. „Ich bringe dir einen Tee. Unsere Hausmischung.“
Jan setzte sich an einen kleinen Tisch, während seine Mutter im hinteren Bereich des Cafes eine Bekannte entdeckt hatte, mit der sie ein wenig schwatzte. Der Mann kam mit einer Teekanne, einer Tasse und einem silbernen Löffel.
„Erinnerungsaufguss“, sagte er leise.
„Was?“
„Ein Tee, der vergessene Dinge zeigt.“
Jan wollte lachen, doch der Tee roch so sehr nach Apfel und Vanille, dass er an Omas behagliche Wohnung denken musste. Dort war er immer gerne während der Ferien gewesen war.
Er goss sich eine Tasse ein, rührte um – und nahm einen kleinen Schluck.
Plötzlich flackerte es im Tee.
Als Jan genauer hinsah, sah er ein Bild in der Tasse:
Er selbst, als kleines Kind, auf dem Schoß seines Großvaters.
Sie aßen Pfannkuchen. Jan hatte das völlig vergessen.
Dann ein anderes Bild: Jan auf dem Boden, weinend.
Sein Kuscheltier war verschwunden.
Dann: Der Tag, an dem er seinen Comic im Bus verloren hatte.
„Der Tee … zeigt mir meine alten Erinnerungen“, dachte Jan.
Er trank weiter.
Doch beim letzten Schluck wurde die Tasse plötzlich dunkel.
Ein langer Flur erschien. Eine Tür mit der Zahl 203.
Ein Mann drehte sich um. Er trug einen Aktenkoffer und flüsterte: „Gleich ist es soweit.“
Jan erschrak.
Das war nichts, was er je erlebt hatte.
Er ging zur Theke. Der Mann mit der Zeitungspapier-Fliege – Herr Knorpel – wartete schon.
„Das Letzte … das war nicht von mir“, sagte Jan.
„Nein“, sagte Herr Knorpel. „Du hast mit dem falschen Löffel gerührt. Da hing noch eine fremde Erinnerung dran.“
„Kann ich das rückgängig machen?“
Herr Knorpel nickte.
„Da hinten steht ein Regal. Mit Tassen.
Gieß den letzten Schluck da rein – in die leere Tasse.
Und sag ihr, dass sie nicht zu dir gehört.“
Jan ging zum Regal.
Dort standen viele Tassen. Auf seiner stand „JAN“.
Daneben war eine, die war leer – aber warm.
Jan tat, was Herr Knorpel gesagt hatte.
Er goss den letzten Schluck um.
Dann sagte er leise: „Du bist nicht meine Erinnerung. Aber ich hoffe, du findest den, zu dem du gehörst.“
Dann stellte er beide Tassen zurück – und ging.
Draußen regnete es noch immer.
Aber als Jan nach Hause kam, lag auf seinem Bett sein alter Comic.
Und sein Kuscheltier. Etwas staubig, aber es war endlich wieder Zuhause.
Daneben lag ein kleiner Löffel.
Hinten eingraviert stand:
„Danke. Ich bin wieder auf dem richtigen Weg.“

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