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🕯️ Golem und Dschinn – Magie, Migration und die Einsamkeit des Andersseins

Ein stiller, bildgewaltiger Fantasyroman über Ton, Feuer und das Leben zwischen den Welten

Helene Wecker verwebt in ihrem Debütroman eine Geschichte voller Melancholie, Mythologie und Menschlichkeit. „Golem und Dschinn“ ist kein lauter Roman – sondern ein literarisches Märchen über zwei nichtmenschliche Wesen in der wimmelnden Realität des New Yorks von 1899. Historische Fantasy trifft auf jüdische und arabische Mythologie – zurückhaltend erzählt, aber mit großer atmosphärischer Kraft.


🧭 Worum geht’s eigentlich?

Chava ist ein Golem – erschaffen aus Lehm von einem polnischen Rabbi für einen Mann, der seine Heimat verlassen will. Doch ihr Schöpfer stirbt auf der Überfahrt, und so strandet Chava allein in New York.

Ahmad ist ein Dschinn – einst gefangen in einer Kupferflasche durch die Magie eines Zauberers. Als er in der Werkstatt eines syrischen Schmieds befreit wird, trifft er in der amerikanischen Großstadt auf eine Welt, die ihn langweilt und irritiert.

Beide tragen ein Wesen in sich, das sie verbergen müssen. Als sie einander begegnen, entsteht eine fragile Freundschaft – doch je mehr sie sich einander öffnen, desto mehr geraten sie ins Visier dunkler Kräfte, die ihre Existenz bedrohen.


🔍 Stärken & Schwächen

🖋 Stil:
Poetisch, ruhig, elegant. Wecker schreibt mit sanftem Nachdruck, ihre Sprache wirkt wie vergilbtes Goldpapier – wertvoll, warm, aber nie kitschig.

🧍‍♂️ Figuren:
Chava und Ahmad sind keine Helden im klassischen Sinn – sondern Suchende. Ihre Andersartigkeit wird nie übererklärt, sondern durch Verhalten, Dialoge und feine Andeutungen erfahrbar.

🕒 Tempo:
Ruhiges Erzähltempo, das Zeit braucht – aber genau das will: Betrachtung, Einfühlung, Atmosphäre.

Atmosphäre:
New York lebt. Die Lower East Side ist keine Kulisse, sondern durchzogen von Stimmen, Gerüchen und Geschichten. Die Stadt ist das dritte Wesen in dieser Erzählung.


📜 Fazit

„Golem und Dschinn“ ist eine ruhige, kluge Fantasy-Erzählung – mit einem Gespür für das Magische im Menschlichen. Wer auf Explosionen wartet, wird enttäuscht. Wer bereit ist, sich treiben zu lassen, findet hier eine wunderschön komponierte Geschichte über Einsamkeit, Freiheit und Verbindung. Ein literarischer Golem trifft auf einen feurigen Zweifler – und beide lernen, was es heißt, wirklich zu leben.


🌟 Bewertung

Varanthis-Skala:
★★★★☆ – „Ein Roman wie ein altes Lied: melancholisch, kunstvoll, unvergessen.“

Cover des Romans „Golem und Dschinn“ von Helene Wecker: Historisierende Skyline von New York bei Nacht, darüber zwei Gestalten – eine aus Lehm, eine aus Flamme – als poetisches Motiv der Fremdheit.

Autor: Helene Wecker
Titel: Golem und Dschinn
Verlag: Hoffmann und Campe
ISBN: 978-3455403671
Seitenanzahl: 528 (Hardcover)
Übersetzung: Anette Grube
Erstveröffentlichung (deutsch): 16. August 2013

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