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Fantasy erklärt: Was ist hier eigentlich was? Die Subgenres der Fantasy
Alle lieben Fantasy. Aber wehe, man fragt nach dem Subgenre, dann entbrennt sofort eine Schubladenschlacht. „High Fantasy!“ ruft der eine, „Grimdark!“ röchelt der andere, während im Hintergrund eine Urban-Heldin mit Lederjacke Zauberfunken in die Cocktailbar sprüht. Subgenres sind das Ordnungssystem des Fantastischen und gleichzeitig der Beweis, dass Ordnung in diesem Genre immer ein bisschen Chaos bleibt.
Merke: Alle lieben Fantasy. Außer Gunther. Der liegt drunter. Weil er bei Grimdark gelacht hat. Na ja…so in etwa.

I. Die „Big Five“ der Gegenwart
High Fantasy / Epic Fantasy
Willkommen im Königreich der Karten, Kronen und Kompendien. High Fantasy ist das Subgenre, das Tolkien groß gemacht hat, Epen voller Helden, Welten voller Religionen, Chroniken voller Völker. Hier gilt: Ohne Karte keine Geschichte.
- Klassiker: Tolkien, Robert Jordan.
- Moderne Stimme: Brandon Sanderson, der Excel-Sheet-Gott unter den Autoren.
- Klischee: mindestens ein sprechender Baum, mindestens ein Kronprinz mit Identitätskrise.
👉 Wir merken uns: High Fantasy ist wie ein Festbankett. Prachtvoll, aber oft so lang, dass man nach drei Bänden schon satt ist.
Grimdark
Das Gegenstück zur strahlenden Heldenreise. Hier ist nichts hell, alles grau – und das Grau ist voller Blut. Grimdark lebt von moralischer Verzweiflung, gebrochenen Helden und der Erkenntnis, dass der Tod wahrscheinlich die freundlichste Figur ist.
- Klassiker: George R. R. Martin.
- Paradebeispiel: Joe Abercrombie, „Lord Grimdark“.
- Klischee: mindestens eine Verstümmelung pro Kapitel.
👉 So grenzen wir uns ab: Grimdark ist im Prinzip High Fantasy, aber die Dusche hinter dem zertrümmerten Thronsaal ist schon seit Jahren kaputt.
Urban Fantasy
Magie trifft Moderne: Hexen in U-Bahnen, Vampire in Loftwohnungen, Engel mit WLAN. Urban Fantasy verlegt den Kampf zwischen Gut und Böse einfach in die Nachbarschaft.
- Klassiker: Neil Gaiman, Charles de Lint.
- Populär: Jim Butchers „Harry Dresden“.
- Klischee: die Protagonistin trägt garantiert eine Lederjacke.
👉 So merkst du es dir leichter: Urban Fantasy ist Harry Potter, nur dass der Brief aus Hogwarts nie ankam und er jetzt Barkeeper in Brooklyn ist.
Romantasy
Die Bestseller-Maschine: Liebe + Fantasy = Regal voll. Egal ob Vampire, Werwölfe oder geflügelte Boyfriends; Romantasy hat eine Leserschaft, die ganze Verlage ernährt.
- Klassiker: Twilight.
- Populär: Sarah J. Maas, Jennifer L. Armentrout.
- Klischee: „Er ist gefährlich … aber seine Augen!“
👉 Das ist nun mal die Wahrheit: Romantasy ist, wenn der Drache weniger feuerspeiend und mehr boyfriend material ist. Und exakt definiert, ist es kein Fantasy Subgenre, sondern sein Subgenre des Liebesromans.
LitRPG / Progression Fantasy
Das jüngste Subgenre, aber eines mit Turbo. Hier werden Level-Ups, Quests und Skilltrees zum Plot. Die Helden steigern sich, und das gleich sichtbar wie in einem Game.
- Herkunft: Russland, Korea, Webnovels.
- Populär: Sword Art Online, Travis Bagwell.
- Klischee: Statusfenster mitten im Fließtext.
👉 So merken sich Gamer das bitte: LitRPG ist World of Warcraft in Romanform, mit dem Vorteil, dass keiner „LFM Tank“ schreit.
II. Ergänzende Schwergewichte
Historical Fantasy
Wenn Geschichte nicht reicht, kommt die Magie ins Spiel. Napoleon mit Drachen? Hexen im viktorianischen England? Bitte sehr.
- Beispiel: Susanna Clarke (Jonathan Strange & Mr Norrell).
- Beispiel: Naomi Novik (Temeraire).
👉 Leicht zu merken: History Channel mit Drachen, endlich mal spannend.
Dark Fantasy
Der kleine Bruder von Horror: unheimlich, blutig, aber noch fest im Fantastischen verankert.
- Beispiele: Clive Barker, Glen Cook.
- Klischee: kein Happy End, höchstens ein okay, wir haben doch noch überlebt.
👉 Dieses Bild lässt sich gut abspeichern: Hier ist der Held nicht strahlend, sondern schimmelig.
Mythic Fantasy
Da geht’s zurück zu Archetypen und uralten Stoffen. Figuren sind weniger Charaktere als Inkarnationen von Ideen.
- Beispiele: Guy Gavriel Kay, Catherynne M. Valente.
👉 Fühlt sich in etwa so an: Wenn die Götter selber Fanfiction schreiben würden.
Fairy Tale Fantasy
Von Märchenadaptionen bis Neuinterpretationen. Rotkäppchen, aber mit Machete. Dornröschen, diesmal mit böser Anwältin.
- Beispiele: Angela Carter, T. Kingfisher.
👉 Das sähe dann so aus: Grimms Märchen mit Netflix-Drehbuch.
Science Fantasy
Die große Grenzüberschreitung: Raumschiffe mit Zauberern, Laserwaffen mit Runen.
- Klassiker: Michael Moorcock.
- Populär: Star Wars (ja, es ist Science Fantasy, fight me).
👉 Ein Bild wäre ungefähr dieses: Dein Raumschiff kennt plötzlich mehr Zaubersprüche als du.
III. Nischen & Kuriositäten
- Sword & Sorcery: Conan, Schwerter, Bier, Feierabend.
- Portal Fantasy: Narnia, Alice – durch die Tür, zack, in die andere Welt.
- Gaslamp / Steampunk Fantasy: Zahnrad trifft Zauberstab.
- Weird Fantasy: China Miéville und ähnliche. Was auch immer das genau war.
- Magical Realism: Ja, das ist umstritten, wird aber gern als Cousin eingeladen. Z.B. bei schlauen Buchmessen.
👉 Was man damit macht: Diese Subgenres sind die WG-Küche der Fantasy: chaotisch, aber immer für Überraschungen gut.

Fazit
Subgenres sind Wegweiser, keine Gefängnisse. Sie helfen, Orientierung zu finden, und erzeugen gleichzeitig neue Fragen. Fantasy bleibt ein Vielvölkerstaat: laut, bunt, widersprüchlich.
Oder, frech gesagt: Subgenres sind wie Zaubersprüche. Jeder beschwört seinen eigenen, aber keiner löst wirklich das Problem.
Cliffhanger
Und wenn wir schon bei Ordnung sind: In der nächsten Folge widmen wir uns der Königsdisziplin des Genres, nämlich dem Weltenbau.
„Wie man Karten zeichnet, ohne sich darin zu verlaufen.“
Und bis es soweit ist, müsst ihr euch eben auf eure eigene Navi-App verlassen, die hoffentlich auch Scenic Places mit Drachen anzeigt.
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➡️Nächster Artikel: (3) Wie man Karten zeichnet, ohne sich selbst darin zu verlaufen.
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