Die verfluchte Trommel von Gra’thul

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Man erzählte sich in den Zeiten des Brennenden Staubs, dass im Tal von Karrûm ein Orkheiligtum lag, verschüttet von Fels und Feuer. Gra’thul ward es genannt, und nichts Lebendes war dort zu finden, außer denjenigen unter den Aasgeiern, die sonst nirgendwo eine Heimat fanden. Doch ich, Rauth, Sohn des Nordwinds, befand mich auf der Flucht vor den Häschern meines eigenen Stammes, der mich zum Feind erklärt hatte und suchte dabei stets nach Beute.
Oh, ich sollte sie finden.

Es war keine legendäre Klinge, keine Truhe voller Gold und kein verrotteter Thron, was mich in den toten Mauern Karrûms erwartete.
Es war eine Trommel.

Sie stand inmitten der zerfallenen Haupthalle, als hätte man sie eben erst aufgestellt. Das Fell war schwarz wie die Nacht unter den sternenlosen Himmeln meiner Heimat, gespannt über einen Rahmen aus knorrigem Holz, das eine seltsame Wärme ausstrahlte. Runen glühten darin, nicht wie gemalt, sondern wie in die Welt selbst eingebrannt. Auch wenn ihr Anblick eine unbekannte Angst in mir aufsteigen ließ, ergriff ich den mächtigen, hölzernen Hammer.

Dann schlug ich sie.

Ein einziger Schlag, dumpf wie Donner, grollend wie eine Gottheit aus Stein und Zeit.
Die Mauern erzitterten.
Und wie aus dem Nichts standen sie vor mir: zehn gewaltige Krieger, den Orks ähnlich, doch breit wie Mauertore, geisterhaft einerseits und trotzdem körperlich genug, dass ich das Klirren ihrer Rüstungen hören konnte.

Sie verstanden meine Worte. Und sie gehorchten mir.
Sie wurden zu meiner unheimlichen Garde.
Als mich schließlich meine früheren Brüder aufstöberten, kam mein Schattentrupp über sie.
Und ich lachte, während meine Feinde ohne Gnade niedergemetzelt wurden.

Doch in derselben Nacht hörte ich es.
Panische Schreie, Todesschreie, wie aus weiter Ferne.
Es waren keine menschlichen Schreie.

Am nächsten Morgen erzählten mir Händler in einem kleinen Orkdorf hinter dem Nordpass, was geschehen war. Zwanzig Seelen, allesamt friedliche Kreaturen, einfache Ziegenhirten.
Alle tot.
Gestorben offenbar in derselben Stunde, in der ich die Trommel geschlagen hatte.

Ich schwieg.
Und schlug sie wieder. Denn ich brauchte mehr.

Was folgte, waren mehr Geistersoldaten. Mehr Siege. Mehr Blut.
Und immer wieder dieselbe Kunde: irgendwo starben Orks. Unschuldige. Hirten, Handwerker, Frauen, Kinder, Alte.

Bald wusste ich: Mit jedem Schlag der Trommel gab ich Leben hin. Leben, die mir unbekannt waren. Und ich tat es, um Kämpfer für mich zu gewinnen, als Herr über Leben und Tod.

Meine Männer jubelten. „Unbesiegbar sind wir! Die Schwarze Trommel macht uns zu Kriegern eines neuen Königs!“
Sie sahen nicht, was ich sah.
Sie hörten nicht, was ich hörte: das Schlagen der Trommel bei Nacht, ohne, dass ich sie auch nur angerührt hätte. Wie ein verfluchter Herzschlag.

Die Trommel fraß.
Und ich war der Arm, der sie fütterte.

Schließlich sollte der Tag kommen, an dem sich die Erde selbst gegen mich wandte. Beim zehnten Schlag bebte der Grund unter meinen Füßen, und ein Sturm aus Staub erhob sich.
In den brennenden, unnatürlichen Böen erkannte ich die gepeinigten Gesichter der Toten.

Dieser Sturm wuchs immer weiter und umschloss unser Lager.
Dann traten sie aus dem Staub hervor: Silhouetten aus Feuer und Asche, Krieger aus der Hitze mörderischer Höllentiefen.
Sie wandten sich gegen uns, rissen meine Kampfgefährten in Stücke und vernichteten mein Heer.

Ich schlug noch einmal die Trommel mit einem mächtigen Schlag, um die Kreaturen zu bannen.
Doch da erkannte ich: Die Trommel gehorchte mir schon längst nicht mehr.
Ich gehorchte ihr.

Ich floh.
Allein.

Doch den Rhythmus der Trommel trug ich mit mir, tief in mir, wie ein Herzschlag, der nicht der meine war.

Nun sitze ich hier, am Rand des Nordgebirges.
Die Trommel treibt mich weiter an, treibt mich zur Flucht.
Aber ich bin so unsagbar müde.
Und ich weiß, dass eines Tages wieder jemand diese verfluchte Trommel schlagen wird.
Dies wird der Tag meines eigenen Todes sein.

Ein einsamer Barbar steht vor einer gewaltigen, uralten Trommel, deren Oberfläche von einem leuchtenden, feurigen Riss durchzogen ist. Der Himmel ist von dunklen Wolken verhangen, die Berge im Hintergrund ragen scharf und bedrohlich auf. Die Szene strahlt eine düstere, magische Macht aus – als würde die Trommel selbst das Schicksal der Welt in sich tragen.

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