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⏳ Wenn du zu lange wartest, verschwindet manchmal nicht nur die gute Laune. Manchmal verschwindet … die Zeit.
Milan war ein cleverer Junge.
Er konnte schnell denken, viel träumen und war prima darin, Dinge anzufangen.
Aber das Fertigwerden, das war nicht seine Stärke.
„Räum endlich deine Bauklötze weg!“, rief Papa.
„Mach die Hausaufgaben!“, mahnte Mama.
„Gleich!“, rief Milan zurück. „Nur noch kurz!“
Aber „kurz“ wurde oft „später“. Und „später“ wurde… gar nicht.
Eines Abends hörte Milan ein Geräusch unter seinem Bett.
Ein leises Schmatzen.
Es war wirklich seltsam, aber es klang wirklich so, als würde jemand an seinem Wecker kauen.
Er beugte sich hinunter – und sah: etwas.
Es war grünlich grau. Es hatte viele Augen. Und es nagte genüsslich am Stundenzeiger seines Weckers.
„Was bist du denn?!“
Die Kreatur blinzelte.
„Ich bin der Zeitfresser. Und ich wachse von allem, was du aufschiebst.“
„Wie bitte?“
„Du hast schon drei Hausaufgaben, ein Geburtstagsgeschenk und ein Zähneputzen ausgelassen. Ich sag danke.“
Milan schluckte.
Der Zeitfresser war ungefähr so groß wie ein Schuhkarton. Noch.
In den nächsten Tagen wurde er größer.
Immer wenn Milan „gleich“ sagte, wurde er breiter.
Wenn Milan sagte „Morgen vielleicht“, bekam er ein neues Auge.
Als Milan eine Woche lang seine Matheaufgaben nicht machte, war der Fresser fast so groß wie der Schreibtisch.
Dann passierte es.
Milan wachte auf – und es war Abend.
Der ganze Tag: weg.
„Ich hab nichts gemacht!“, rief er.
Der Fresser grinste.
„Du hast nichts getan. Ich hab mir den Tag genommen.“
Das war zu viel.
Milan schrie: „Gib ihn zurück!“
„Zu spät“, sagte das Wesen. „Zeit, die du nicht nutzt, kehrt nicht zurück. Sie wird … gegessen.“
Milan atmete tief durch.
Dann sagte er:
„Ab morgen nicht mehr.“
Am nächsten Tag stand er auf und schrieb eine Liste mit allem, was er zu tun hatte.
Er machte Mathe. Er räumte sein Zimmer. Er malte das Geburtstagsbild für Oma.
Und abends … war der Zeitfresser kleiner. Nur noch so groß wie ein Tennisball.
„Hey!“, rief Milan.
„Tja“, seufzte der Fresser, „wenig Aufgeschobenes, wenig Futter.“
Seitdem lebt der Zeitfresser noch immer unter Milans Bett.
Aber er ist winzig klein geworden, schwächlich geradezu.
Und manchmal, wenn Milan doch wieder „später“ sagt –
kichert es leise im Dunkeln.
Denn Zeit, die man nicht nutzt, die kann einem anderen mehr Appetit machen als man denkt.

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