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Briefe aus den Zwischenreichen
📜 In dieser Ausgabe: „Der Wille zur Klinge“
Ein Brief von Friedrich Nietzsche an die Fantasy-Autorenschaft
Der Brief traf ohne Datum, Siegel oder Herkunft ein – einfach auf dem Tisch der Redaktion, zwischen Kaffeeflecken und der neuesten Ausgabe von Magie & Mechanik.
Der Stil war unverkennbar. Die Handschrift: stechend, wütend, bildgewaltig. Keine Frage – Friedrich Nietzsche hatte uns vermutlich geschrieben. Oder zumindest jemand, der ihn verdammt gut imitiert.
Was ihn zu diesem Schreiben veranlasst hat? Vermutlich eine ältere Rezension über einen weinerlichen Magierlehrling. Oder Langeweile? Wir haben uns entschieden, den Brief zu veröffentlichen. Auch wenn wir das vermutlich besser gelassen hätten.
✉️ Der Brief
An die ehrenwerte Redaktion des sogenannten Fantasykosmos,
mit wachsender Verwunderung beobachte ich, wie sich eure dubiosen Helden durch eure Fabelreiche schleppen – mit hängenden Schultern, Selbstzweifeln und dem morbiden Bedürfnis nach Gruppentherapie.
Wo, frage ich euch, ist der Wille zur Klinge?
Wer ist der Held, der nicht leidet – sondern handelt?
Wann sprecht ihr das große Ja zum Leben, das selbst dem Tod noch trotzt?
Stattdessen präsentiert ihr uns Wandteppiche aus Weltschmerz, Epikureer mit Elfenohren und Zauberlehrlinge mit Papa-Problemen. Es ist, als hättet ihr Dostojewski zu viel Tolkien und zu wenig Dionysos eingeflößt.
Ich erinnere euch: Der Mensch ist etwas, das überwunden werden muss.
Und doch gebt ihr euch zufrieden mit Protagonisten, die nicht einmal sich selbst überwinden.
Diese „auserwählten“ Halbwesen mit tragischer Backstory sind keine Helden. Sie sind Traueranzeigen auf zwei Beinen.
Lasst mich euch etwas sagen:
Fantasy ist nicht Flucht – sie ist eine Kampfansage.
Sie ist gewiss nicht der Ort, an dem man die Welt verlassen will – hier wird sie neu erschaffen und geschmiedet.
Gebt mir also keine Prophezeiungen, die erfüllt werden müssen, sondern werdet Propheten, die sich selbst neu erfinden.
Ich will keine Tränen in euren Augen. Ich will die Funken in eurem Blick sehen.
Mit tiefstem Missfallen,
Friedrich Nietzsche
(Ewiger Schwertträger wider jeglichen Pessimismus)
🪶 Kommentar der Redaktion
Wir danken Herrn Nietzsche für seine Zuschrift – und möchten anmerken, dass die Redaktion derzeit an einem Beitrag über dysfunktionale Auserwählte arbeitet. Der Arbeitstitel: „Therapie statt Triumphbogen“. Wir hoffen, das besänftigt diesen zwischenreichlichen Herrn ein wenig.
Mehr Fantastisches für dich?
Mehr Fantastisches findest du garantiert in den Legenden von Serathis und darüber hinaus in unserem Bestiarium der Düsteren Kreaturen. Ziemlich cool: Wenn du mehr über unseren heutigen Briefeschreiber wissen willst, bist du hier bei Wikipedia – Nietzsche richtig.