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Tilo mochte graue Tage. Nicht, weil er Regen mochte – sondern weil er dann drinnen malen durfte.
„Solange es draußen grau ist, darfst du alles bunt machen“, sagte Oma immer.
An einem besonders grauen Nachmittag, als selbst die Tulpen auf der Fensterbank blasser wirkten als sonst, raschelte es plötzlich hinter dem Vorhang.
Ein Schniefen. Ein Rascheln. Ein Niesen.
Dann: ein leiser Pffft.
Tilo schob vorsichtig den Vorhang zur Seite. Und da saß er.
Ein Drache.
Klein wie ein Sofakissen, schuppig wie Fischhaut – und farblos wie Omas Gardine.
Er schielte traurig zu Tilo.
„Ich… ich hab sie aus Versehen gefressen“, schniefte er.
„Was gefressen?“
„Die Farben.“ Der Drache verzog das Gesicht. „Ich dachte, sie wären Bonbons. Jetzt ist alles grau. Tut mir leid.“
Er nieste erneut. Pfff-tschi!
Tilo sah aus dem Fenster. Der Himmel war bleich. Die Welt wirkte müde. Und Omas Tulpen – die waren sonst doch knallrot!
Er dachte kurz nach. Dann sah er den Drachen an.
„Wenn du die Farben geschluckt hast… können wir sie vielleicht wieder rausholen?“
Der Drache zuckte mit den Schultern. „Nur wenn du sie malst. Ich kann pusten. Aber ich weiß nicht, wie Farben aussehen.“
Tilo grinste. „Ich schon.“
Er schnappte sich seinen Malblock. Und einen neuen Tuschkasten.
Sie begannen mit Gelb: eine Sonne, rund wie ein Pfannkuchen.
Der Drache pustete. Pffft!, machte es – und plötzlich fiel ein Sonnenstrahl durchs Fenster.
Dann kam Blau. Tilo malte ein Meer mit fliegenden Fischen.
Der Drache nieste – und der Himmel wurde klar wie Limo.
Grün für die Wiese. Rot für die Tulpen.
Lila für einen glitzernden Pudel mit Krone, den sich Tilo spontan ausdachte.
Mit jeder Farbe wurde der Drache bunter. Und größer.
Er kugelte sich lachend auf den Teppich. „Deine Sonne sieht aus wie ein Lolli!“
„Und du wie ein Regenbogen im Schlafanzug!“, lachte Tilo.
Am Ende leuchtete das ganze Zimmer.
Und der Drache? Der war jetzt doppelt so groß – aber dafür rundum glücklich.
Er zwinkerte. „Ich muss los. Ich glaub, irgendwo fehlen noch Farben.“
Dann flatterte er davon. Und hinterließ nur eine bunt schimmernde Schuppe.
Tilo legte sie in seinen Malblock – einfach als Erinnerung an diesen seltsamen Drachen.
Und draußen, ganz plötzlich…
begann der Regen in allen Farben zu schimmern.

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