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📚 Was geschieht mit Geschichten, wenn niemand sie zu Ende liest?
Zwei Geschwister machen eine Entdeckung, die ihr Leben verändert.

Kian war zehn und liebte Bücher.
Seine kleine Schwester Melli war acht – und liebte ihren großen Bruder. Zumindest meistens.

Gemeinsam wohnten sie in einem windschiefen Häuschen über der alten Druckerei von Tante Roswitha. Dort roch es nach Papier, Tinte – und manchmal ein bisschen nach Pfefferminzschokolade.

Jeden Abend las Kian seiner Schwester vor. Manchmal Abenteuergeschichten. Manchmal kleine, nicht ganz so schreckliche Gruselgeschichten. Und manchmal auch nur Lexikoneinträge, zum Beispiel über Drachenschuppen.
Doch eines Abends fielen Kian mitten im Satz, den er gerade las, die Augen zu. Dann klappte plötzlich der Buchdeckel zu.

„Hast du das gesehen?“, fragte Melli.
„Was?“
„Das Buch. Es … hat gezuckt.“

Zunächst hielten sie es für Einbildung. Doch in den kommenden Tagen geschah es immer wieder:
Ein leiser Flügelschlag, ein Zucken, ein Hauch von Wind.

Bis eines Nachts ein ganzes Buch aufsprang – und einfach davonflog.
Es flatterte aus dem Fenster, ohne dass auch nur eine Seite verrutschte.
„Ich wusste es!“, rief Melli.
„Bücher fliegen nicht“, sagte Kian.
„Doch“, sagte Melli. „Und ich glaube, es gibt einen Schwarm.“

Am nächsten Tag entdeckten sie auf dem Boden vor dem Haus eine Spur aus kleinen, bunten Lesezeichen.
Ganz aufgeregt vor Neugierde folgten sie der Spur bis zum alten Uhrenturm von Windfink, der schon seit Jahren verlassen war.

Im Inneren herrschte Dämmerlicht. Zahnräder schliefen. Staub tanzte.
Und über ihnen: ein Schwarm.

Tausende Bücher.
Sie kreisten wie Möwen, wirbelten wie Blätter im Wind.
Manche glänzten golden, andere zerfielen fast im Flug, so alt waren sie schon.
Doch alle schienen sie zu leben.

In der Mitte des Raumes thronte ein Nest – geformt aus Seiten.
Darin lag etwas, das aussah wie ein Mensch.

Ein kleiner Junge.
Er war seltsam blass, fast durchsichtig.

„Er sieht wie ein Junge aus einer Geschichte aus, die ich mal gehört habe“, flüsterte Melli.
„Oder wie ein verblasstes Bild“, sagte Kian.

Sie beugten sich vor.
Der Junge öffnete die Augen.

„Seid ihr … Leser?“, fragte er.
Kian nickte.
„Dann helft mir. Ich bin Teil einer Geschichte. Aber niemand hat sie je zu Ende gelesen.“
Seine Stimme klang ganz matt und furchtbar traurig.

Die Kinder blätterten sich durch die fliegenden Bücher. Sie suchten, riefen, lasen – immer schneller.
Bis Melli plötzlich rief: „Hier! Das ist sein Buch! Ich kenne es tatsächlich!“

Kian griff es aus der Luft.
Der Titel lautete: Der Windwanderer von Zephir
Verstaubt, vergilbt – und an der Stelle sanft leuchtend, wo es jemand mitten im Satz abgebrochen haben musste.

„Lies weiter“, flüsterte der blasse Junge.

Kian schluckte – und las.
Jedes Wort färbte den Jungen ein wenig. So, als wären die Worte Malfarben.
Seine Stimme wurde klarer.
Sein Blick heller.

Am Ende der Geschichte stand:
„Und so begann sein wahres Leben – im Herzen derer, die ihn nicht vergaßen.“

Mit einem Lächeln stand der Junge auf.
Er verbeugte sich.
Und verschwand.

Das Buch fiel zu Boden – und war plötzlich ganz warm, als Kian es aufhob.
Auf der letzten Seite war etwas dazugekommen:
„Gelesen von Kian Windfink. Gerettet durch Melli Windfink.“

Seit diesem Tag wusste niemand genau, wo der Bücherschwarm schlief.
Aber wenn man still ist – ganz still – kann man ihn manchmal hören.
Zwischen den Seiten.
Im Rascheln alter Regale.
Oder nachts, wenn ein Buch plötzlich nicht mehr da ist.

Dann weißt du:
Es hat seinen Weg gefunden.
Zurück in den Schwarm der ungelesenen Geschichten.
Und hier wartet es… vielleicht auf dich.

Der Bücherschwarm von Windfink - Fantasy für Kinder

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