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Sarah Mughal Rana – Dawn of the Firebird
📚 Kurzfazit
Düsteres Rache-Epos mit Jinn-Magie, Kriegsgräueln und einer traumatisierten Heldin, die eher an „The Poppy War“ als an Wohlfühlromantasy erinnert. Inhaltlich ziemlich wuchtig, strukturell wackelt der Kollege Feuervogel allerdings ein wenig.
😒 Was nervt?
Das Akademie-Mittelstück zieht sich wie ein endloses Trainingsmontage-Video, Nebenfiguren bleiben blasser als die Propaganda, und am Ende steht ein ziemlich frecher Reihenhaken, der eher nach halbem Akt als nach abgeschlossenem Roman wirkt.
✨ Was funktioniert?
Welt und Magiesystem sitzen: himmlisches Licht, Jinn, Nomadenstämme und Imperien, die mit Ideologie statt nur mit Schwertern herrschen. Khamilla als zornige, moralisch zerrissene Protagonistin trägt viele Szenen fast alleine.
🧠 Figuren und Welt
Die Welt ist reich, politisch klar gesetzt und deutlich in nicht europäischen Traditionen verankert. Khamilla ist spannend, aber ihre Found Family im Feindeslager wirkt oft wie Staffage, damit noch jemand in den Schlachten herumsteht.
🐦 Crowbah meint
Starker Auftakt für Leser, die Lust auf blutige Militärfantasy mit politischem Unterbau haben. Wer straff erzählte Einzelbände sucht, bekommt hier eher den ersten Schlag in einer auf drei Runden ausgelegten Prügelei. Und die gerät hier ganz schön blutig.
🔥 Sarah Mughal Rana – „Dawn of the Firebird“: Wenn Rachefantasy mit Jinn-Magie über die Wüste rollt
Es gibt ja diese Bücher, die nicht auf leisen Sohlen kommen. Sie marschieren ein wie ein Heer mit Banner, Tröten und Vorbestellersticker. „Dawn of the Firebird“ ist genau so ein Fall: ein groß aufgezogenes Rache-Epos über eine kaiserliche Tochter, die im Feindeslager zur lebenden Waffe wird. Statt Euro-Burgen und Elfenspiegel gibt es Nomaden, Jinn, himmlisches Licht und sehr viel Ideologie. Die Frage ist nur: Trägt der Text den eigenen Hype oder kollabiert er unter der Last seiner Botschaften? Wir haben mal ein wenig reingelesen.
🧭 Worum geht’s eigentlich?
Khamilla Zahr-zad ist die verworfene Tochter eines Kaisers und wächst zunächst bei dem Nomadenstamm ihrer Mutter auf, bis bei einem brutalen Überfall alles niederbrennt. In diesem Chaos erwacht in ihr die himmlische Magie, eine Art kosmisches Licht, das Klingen, Körper und ganze Schlachtfelder verändert.
Vom Außenseiterkind wird Khamilla zur imperialen Waffe. Am Hof des Vaters lernt sie Duelle, Gifte und die feine Kunst der Machtinszenierung. Sie verspricht, für den Thron zu kämpfen, der sie bisher nur halb anerkannt hat. Als ein rivalisierendes Imperium den Clan vernichtet, kippt die loyale Waffe in Richtung Racheengel.
Khamilla flieht, löscht Teile ihrer Erinnerungen, um überhaupt weiter zu funktionieren, und versteckt sich in der militärischen Akademie der Feindesmacht, in der Stadt Za’skar. Dort studiert sie bei mystischen Mönchen Jinn-Magie, Kampfkünste und Kriegsdoktrin, kämpft sich durch Prüfungen und Turniere und versucht gleichzeitig, ein Imperium von innen zu sabotieren.
Je tiefer sie in Za’skar eindringt, desto brüchiger wird das Bild vom heroischen Vater und den „barbarischen Feinden“. Die Lehren der Mönche, die Geschichten der anderen Kadetten und geheimnisvolle, verdrehte Magie stellen alles infrage, was sie über Krieg, Gott und Schuld gelernt hat. Während die Welt in einen neuen, von Jinn durchsetzten Konflikt kippt, muss sich Khamilla entscheiden, ob sie zur Inkarnation der Rache oder zu etwas anderem werden will.
🔍 Stärken & Schwächen
🖋 Stil
Rana schreibt dicht, bildhaft und mit einer deutlichen Vorliebe für große Gefühle. Schlachtszenen kommen wie Anime in Prosafassung daher, mit Lichtkaskaden, flackernden Klingen und Magie, die mehr nach Energiestrahl als nach Kerzenzauber wirkt. Leser, die eine nüchterne, zurückhaltende Erzählstimme mögen, werden hier manchmal überfahren, aber wer Pathos und Wucht mag, bekommt reichlich davon.
Zwischendurch leistet sich der Text sehr gelungene Miniaturen, etwa wenn Khamillas Blick auf Nomaden, Hof und Akademie zeigt, wie Ideologie einen Menschen in Einzelteile zerlegt. Da ist „Dawn of the Firebird“ näher an literarischer Fantasy als am üblichen TikTok Futter, auch wenn nicht jede Metapher sitzt. An solchen Stellen hat Rana uns tatsächlich beeindruckt.
🧍♂️ Figuren
Khamilla ist das Zentrum und das funktioniert. Sie ist traumatisiert, zornig, oft gnadenlos und trotzdem verletzlich. Ihre Reise von der gehorsamen Waffe zur Figur, die das eigene Weltbild zerlegt, ist klar angelegt und emotional nachvollziehbar.
Das Problem liegt bei den anderen: Viele Nebenfiguren bleiben im Schatten der Protagonistin stehen. Kameraden, Mönche und Gegenspieler sind interessant angelegt, bekommen aber selten genug Raum, um wirklich zu atmen. Man spürt, dass hier Material für eine Serie aufgebaut wird, doch im ersten Band hat man oft das Gefühl, mehr Steckbriefe als Menschen zu lesen.
🕒 Tempo
Der Einstieg mit Nomaden, Hof und Clanvernichtung sitzt. Danach zieht sich der lange Akademieblock über Jinn-Lehre, Training und Prüfungen. Die Handlung schreitet zwar voran, aber viele Szenen folgen demselben Muster aus Unterricht, Kampf und innerem Monolog. Hier ergeben sich spürbare Längen und im Mittelteil, wird die anfangs aufgebaute Wucht teilweise verschenkt.
Im letzten Drittel dreht der Roman wieder auf, nur um dann mit einem deutlichen Cliffhanger zu enden, der eher wie ein Staffelfinale wirkt als wie das Ende eines eigenständig lesbaren Bandes. Wer in Serien denkt, wird damit leben können, wer ein rundes Einzelbuch erwartet, dürfte die Stirn runzeln.
✨ Atmosphäre
Jetzt kommt die eigentliche Stärke des Romans zum Tragen. Statt Standard-Mittelalter gibt es eine Welt, die sich sichtbar an islamisch geprägten Kulturräumen orientiert, mit Nomadenstämmen, heiligen Städten, Jinn und einem Magiesystem, das sich nicht wie europäische Zauberei mit Wüstentapete anfühlt. Die Vögel des Himmels, die den Stämmen einst Magie schenkten, setzen einen poetischen Rahmen, der der Geschichte einen fast mythischen Unterton gibt.
Dazu kommt der politische Unterbau aus Kolonialismus, kultureller Auslöschung und der Frage, wer wem das Recht auf Gewalt abspricht. Rana verhandelt das nicht subtil, aber das Buch behauptet auch nie, ein stilles Kammerspiel zu sein. Es ist laute, wütende Antiimperialismus Fantasy, und als solche funktioniert die Atmosphäre sehr gut.
📜 Fazit:
„Dawn of the Firebird“ ist kein nettes Nebenbei Buch, sondern ein voller Angriff auf das Subgenre Militärfantasy. Es kombiniert Anime Energie, Jinn-Magie und einen sehr klaren politischen Unterbau zu einer Erzählung über Krieg, Indoktrination und den Preis von Rache. Khamilla ist als Figur stark genug, um das zu tragen, und das Setting hebt sich wohltuend von der üblichen Burgen-und-Bauern-Kost ab.
Gleichzeitig stolpert der Roman spürbar über sein eigenes Pacing. Wer schon bei „The Poppy War“ mit den Akademiepassagen gehadert hat, wird hier Déjà vu haben. Die Nebenfiguren bleiben zu oft Kulisse, und das Finale verlässt sich sehr darauf, dass Leser bereit sind, ohne echte Atempause direkt in Band zwei zu springen.
Für den Fantasykosmos bleibt am Ende ein Urteil mit zwei Gesichtern: Als politisch aufgeladene, wütende Rachefantasy mit eigenständigem Setting ist „Dawn of the Firebird“ absolut einen Blick wert. Als rund komponierter Roman steht er sich mit Längen und Reihenklippe selbst im Weg. Wer Lust auf eine neue, nicht europäische Epik hat und bereit ist, über strukturelle Schwächen hinwegzusehen, kann hier allerdings einen der interessantesten Debüt-Feuervögel dieses Jahres entdecken. Am Ende bleiben so um die dreieinhalb Sterne, aber die gibt es ja bei uns bekanntlich nicht. Es besteht ordentlich Luft nach oben, und wir freuen uns auf den zweiten Teil.
🌟 Bewertung
Varanthis-Skala: ★★★☆☆
„Ein wütender Jinn-Sturm aus Licht und Blut, der lange nachhallt, auch wenn der Flug nicht an jeder Stelle elegant wirkt.“

Autorin: Sarah Mughal Rana
Titel: Dawn of the Firebird
Reihe: Birds of Heaven Saga, Band 1
Verlag: Bloomsbury Publishing, Imprint Bloomsbury Archer (UK Ausgabe)
Übersetzung: Englische Originalausgabe
Seitenanzahl: 480 Seiten (Paperback)
Erstveröffentlichung: 2025
ISBN: 978 1 5266 7438 8 (Trade Paperback)
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