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Am Rand der bekannten Lande, dort wo selbst die alten Karten nur noch Worte wie Hier endet das Wissen oder Nichts als Nebel zeigen, liegt der Schwarze See von Narethis – unbewegt, unwirklich, unergründet. Seine Wasser, so heißt es, flüstern nur in Träumen. Und was sie sagen, dürfe kein Mensch je verstehen.
Der Händler Bran Moruul hatte nie geträumt. Sein Leben war geprägt von schweren Entscheidungen, mühsamen Handelswegen und geringer Hoffnung in seine Zukunft. Bis zu jener Nacht, in der er am Seeufer ein seltsames Leuchten bemerkte – kaum mehr als ein Schimmer unter der stillen Oberfläche.
Er watete hinein, obwohl alles in ihm sich dagegen sträubte. Was er fand, war kein Stein. Kein Knochen. Keine Muschel.
Ein Horn. Geborsten, glatt, kalt wie vergessene Nacht. Von einer Größe, wie sie keinem bekannten Tier zugehört. Seine Oberfläche schimmerte mit einem Licht, das nicht aus dieser Welt stammte, und es pulsierte schwach, als würde es sich an einen uralten Rhythmus erinnern. Es war mit Zeichen versehen, die Bran vollkommen fremd waren und doch spürte er, dass sie versuchten, ihm ihre Botschaft begreiflich zu machen.
Zuerst war da nur ein Rauschen in seinem Kopf.
Dann: Träume.
Von Zitadellen aus Salz, von Städten unter Wasser, von Heeren, die unter Bannzeichen marschierten, getragen vom Willen eines einzigen Wesens. Und stets in der Ferne: Ein Thron aus Korallen, umgeben von Leere. Wartend. Seit ewigen Zeiten.
Bran träumte jede Nacht intensiver. Er versuchte zunächst, das Horn zu vergraben, es wegzuwerfen – doch es kehrte stets in seine Hände zurück. Sein Wille schmolz wie Eis in der Sonne. Seine Worte veränderten sich. Sein Blick wurde tiefer, dunkler. Fremde gehorchten ihm unwillkürlich. Händlerkollegen begannen, ihn Fürst zu nennen, ohne zu wissen, warum. Erste Woche: Tiere wichen ihm aus. Zweite Woche: Fremde vergaßen ihre Preise, wenn er sie anblickte. Dritte Woche: Seine Stimme trug weiter als sie sollte.
Er redete nie darüber. Aber in seinem Gepäck ruhte stets das Horn.
Oder besser gesagt: ein Fragment einer unbegreiflichen Macht, die längst Besitz von ihm ergriffen hatte.
Manchmal glaubte er, dieses Horn sei nie zerbrochen; es habe einfach nur gewartet und wuchs dabei.
Am dreizehnten Abend, als der See im Licht zweier Monde silbern glänzte, erwachte etwas in ihm. Eine Stimme, nicht laut, nicht menschlich, aber seltsam vertraut, sprach direkt in seinen Gedanken:
„Was einst schlief, erwacht durch Fragmente. Was zerbrach, fügt sich zusammen. Der Thron wartet. Die Tiefe ruft ihren König zurück.“
Bran hielt sich die Ohren zu.
Aber er lächelte. Und er schauderte. Nun spürte er, das in ihm etwas anderes zu entstehen begann. Etwas, das einst diese Welt beherrschte… und es schon bald wieder tun würde.
Seitdem hören die Fischer am Schwarzen See eine neue Stimme im Wind. Tiefer als menschliche Kehlen, älter als die Berge::
„Er trägt das Fragment. Er trägt das Zepter.
Und mit ihm kehrt der Schlafende zurück.“

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