Was so alles geschehen kann, wenn ein kleiner Junge plötzlich etwas wirklich Gewaltiges entdeckt.

Tim war ein schüchterner Junge. Statt mit den anderen Dorfkindern durch Wälder und Wiesen zu toben, saß er lieber auf dem Dachboden und studierte die alten Sternenkarten seines Großvaters. An seinem zehnten Geburtstag schenkte ihm seine Großmutter einen uralten Kompass.
„Er wird dir den Weg zu etwas ganz Besonderem zeigen“, sagte sie mit einem geheimnisvollen Lächeln.

In derselben Nacht konnte Tim nicht schlafen. Der Vollmond schien hell durch das Fenster, und der Kompass auf seinem Nachttisch begann plötzlich zu leuchten. Die Nadel drehte sich wild – und blieb schließlich nicht nach Norden, sondern auf den Wald hinter dem Haus gerichtet stehen.

Neugierig schlich Tim sich hinaus. Barfuß tappte er durchs Gras, den Kompass fest in der Hand. Im silbernen Licht des Mondes führte ihn die Nadel immer tiefer in den Wald, bis er eine Lichtung erreichte.

Dort, mitten im Gras, lag etwas Rundes, das schimmerte wie Silber. Erst dachte Tim, es sei ein seltsamer Stein – doch als er näher kam, erkannte er: Es war ein Ei. So groß wie ein Fußball, mit einer Schale, die von innen zu leuchten schien.

Vorsichtig hob er es hoch. Es war warm und vibrierte ganz leicht, als würde darin ein Herz schlagen.
„Ein Ei im Wald?“, flüsterte Tim. „Wem gehört es? Und was schlüpft da wohl?“

Er beschloss, es mitzunehmen. Zu Hause bettete er es vorsichtig in eine Kiste voller Decken unter seinem Bett. Tagsüber sah es unscheinbar aus – wie ein gewöhnlicher, grauer Stein. Doch sobald der Mond aufging, begann es silbern zu glühen.

Drei Nächte später wurde Tim von einem leisen Knacken geweckt. Das Ei bewegte sich. Kleine Risse durchzogen die Schale. Dann stieß eine winzige Kralle hindurch – und eine zweite. Mit einem letzten Knacken brach das Ei auf.

Ein kleiner Drache kroch heraus.

Silbern glänzende Schuppen, durchscheinende Flügel, und große, runde Augen, die Tim neugierig anstarrten.
„Ein … Drache“, hauchte Tim.

Das kleine Wesen piepste leise: „Mooooon.“ Dann krabbelte es auf Tims Arm und schmiegte sich an ihn. Seine Haut fühlte sich an wie kühles Metall, aber sein Atem war lebendig und warm.
„Moon“, flüsterte Tim. „Ja … das passt zu dir. Du bist ein Mondschein-Drache.“

Am nächsten Tag hörte Tim im Dorf beunruhigende Neuigkeiten. Fremde Männer in dunklen Mänteln waren angekommen. Sie stellten Fragen und versprachen Belohnungen.
„Es ist ein leuchtendes Ei“, hörte Tim einen von ihnen sagen. „Ein uraltes Artefakt. Von großem Wert.“

Tims Herz klopfte wie wild. Sie suchten nach Moon!

Er rannte nach Hause – und fand den kleinen Drachen auf seinem Bett, wie er mit einer Socke spielte.
„Du musst dich verstecken“, flüsterte Tim. „Sie suchen dich. Und sie meinen es nicht gut.“

In den nächsten Tagen wurden die Fremden immer dreister. Sie durchkämmten den Wald, durchsuchten Scheunen und befragten jedes Haus. Tim wurde klar: Moon war in großer Gefahr.

Seine Großmutter bemerkte seine Unruhe. „Was bedrückt dich, Tim?“
Er zögerte – dann vertraute er ihr sein Geheimnis an.
Sie schaute den kleinen Drachen lange an und nickte dann langsam.
„Mondschein-Drachen sind selten. Sie bringen Glück und erfüllen Herzenswünsche. Aber manche jagen sie – aus Gier. Ein Drache aber wählt selbst, wem er vertraut. Und nur bei dem bleibt er.“

In derselben Nacht wurde Tim durch ein Geräusch geweckt. Vor dem Fenster stand einer der Männer!
Tim packte Moon und flüsterte: „Wir müssen weg.“

Sie rannten in den Wald. Der Vollmond stand hoch am Himmel – und plötzlich begann Moon silbern zu leuchten. Seine Flügel wuchsen, wurden größer, kräftiger.
„Du … du kannst fliegen!“ rief Tim.

Moon hob ab, flog eine Runde über Tims Kopf, dann landete er auf seiner Schulter und rieb den Kopf an Tims Wange.
„Du bist frei“, sagte Tim leise. „Du kannst jetzt gehen.“

Doch Moon blieb. Er schmiegte sich an Tims Hals wie ein lebendiger Schal – und schnurrte.
Da verstand Tim: Moon hatte sich entschieden. So wie es die Mondschein-Drachen immer taten.

Als die Jäger wenig später durch den Wald streiften, fanden sie nichts. Denn wenn kein Mond schien, sah Moon aus wie ein seltsames, silbernes Amulett. Und niemand ahnte, dass es ein echter Drache war.

Von diesem Tag an war Tim nie wieder allein – und auch seine Schüchternheit war plötzlich verflogen. Denn man sagt nicht umsonst: „Wer einen Drachen zum Freund hat, der kann wahrlich alles erreichen.“

Mondschein-Drachen: Was so alles geschehen kann, wenn ein kleiner Junge plötzlich etwas wirklich Gewaltiges entdeckt.

Die Mondschein-Drachen haben dir gefallen? Dann schau einfach auf unserer Fantasy 4 Kids Seite vorbei. Eine Menge richtig cooler Hörbücher findet ihr übrigens hier kostenfrei und direkt zum Hören.