Born Erased – Birds Drink My Blood (Review)

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Grabhaold checkt das. Die Kurzzusammenfassung der Review. Mit Grabhod dem Kobold, der einen Zeigefinger in die Luft streckt.

Born Erased – Birds Drink My Blood (Kurzcheck)

🧿 Kurzfazit
Birds Drink My Blood ist kein Album, das du nebenbei laufen lässt. Es ist ein schwarzer Raum, in den du hineinfällst. Sechs Dark-Ambient Stücke, die sich zwischen kosmischer Ruhe und kaltem Druck bewegen und klingen wie Naturgewalt, die sich langsam ihrer eigenen Brutalität bewusst wird.

🎯 Für wen?
Für Menschen, die Dark Ambient als ernsthafte Erzählform hören und keine Angst vor totaler Langsamkeit haben. Wer sich gerne mit Klang statt Plot in Zwischenreiche beamt, ist hier richtig.

🎧 Wie klingt das?
Elektronische Flächen, die mal wie atmender Nebel, mal wie aufgerissene Stromleitungen wirken. Tiefe Drone Schichten, fragile Melodiesplitter, dazwischen vereinzelt harsche Noise Kanten. Keine Beats, keine Vocals, nur eine langsam arbeitende Spannung zwischen Stille und Druck.

💿 Highlights
Voider, Dead Sun Emblem, Millions of Mourners

⚠️ Nichts für dich, wenn…
du Ambient Musik als freundlichen Hintergrund brauchst. Birds Drink My Blood will und wird deine komplette Aufmerksamkeit fressen.


🐦‍⬛ Born Erased – Birds Drink My Blood: Wenn die Vögel den Himmel abstellen

Born Erased ist das neuere Alias des bulgarischen Produzenten Angel Simitchiev, den man mit seinem Langzeitprojekt Mytrip schon länger im Drone und Ambient Untergrund verorten konnte. Mit Birds Drink My Blood legt er sein zweites Full Length als Born Erased vor, erschienen bei Cyclic Law, einem Label, das sich auf dunkle, rituelle Elektronik spezialisiert hat.

Wo das Debüt noch Spannungen zwischen verzerrten Gitarren, Live Drums und Elektronik auslotete, zieht Birds Drink My Blood den Stecker aus allem, was nach Band klingt. Das neue Album besteht komplett aus elektronischen Texturen und konzentriert sich auf eine einzige Frage: Wie viel Leben, Gewalt und Trauer lässt sich aus scheinbar statischen Flächen herauspressen, bevor sie brechen.

🎧 Was erwartet dich?

Dark Ambient, Drone, rituelle Elektronik.

Klangfarbe
Langsam pulsierende Low End Wellen, darüber hauchfeine Synthlinien, die manchmal wie Sternenstaub, manchmal wie kalter Metallstaub wirken. Geräusche, Field Recordings und Noise sind nicht Effekt, sondern Tragwerk: Wind, der zu Stahl wird, Resonanzen, die plötzlich wie ferne Sirenen klingen. Die Produktion ist sauber, aber nie steril.

Struktur
Sechs Tracks, etwa dreißig Minuten Gesamtspielzeit. Jeder Track fühlt sich an wie ein eigener Raum, aber alle greifen ineinander. Bevor sich das Album in Hintergrund verwandeln kann, ist es schon vorbei.

Highlights

Voider

Der Opener ist weniger Song als Entortung. Tiefe, körperliche Drones schieben sich langsam zusammen, als würdest du in einen Schacht steigen, der sich hinter dir wieder schließt. Kleine Klangpartikel glimmen kurz auf und verschwinden. Voider setzt den Ton für das gesamte Album: Es geht nicht um Themen, sondern um das Gefühl, dass unter jeder Fläche ein zweiter Boden wartet.

Dead Sun Emblem (feat. Vanity Productions)

Hier wird aus der schwebenden Meditation ein schmerzhafter Strudel. Der Gast sorgt für melancholisch getränkte Feedbackschleifen und langsam nagenden Noise, der sich wie Rost über die Grundflächen legt. Das klingt, als würde eine schon erkaltete Sonne noch einmal aufflackern, nur um bei vollem Bewusstsein zu sterben.

Millions of Mourners

Das Finale wirkt wie eine kollektive Totenklage aus der Umlaufbahn. Breite, hohle Flächen, sehr wenig Bewegung an der Oberfläche, dafür ein permanentes, kaum fassbares Schwingen im Hintergrund. Als würde der gesamte Himmel leise mitschwingen, während unten nichts mehr übrig ist. Perfekter Schlusspunkt, weil das Album hier nicht hart endet, sondern einfach langsam außer Reichweite driftet.

🎨 Artwork

Schwarze Seeoberfläche im Kopf: Das Cover von Birds Drink My Blood ist im Grunde nur Schwarz, Weiß und Reibung – aber je länger man draufstarrt, desto unbehaglicher wird es. Breite, horizontale Striche wirken wie grob verwischte Kohle oder überbelichtetes Fotopapier. In der Mitte liegt ein heller Fleck, der mal wie eine Spiegelung auf Wasser aussieht, mal wie ein halb ausgelöschtes Gesicht: angedeutete Augenhöhlen, ein Schatten von Nase und Mund, dann wieder nichts als Rauschen.

Es gibt keine klare Figur, keinen Titelzug, keine Symbolik zum Draufzeigen. Stattdessen dieses Gefühl, als hätte jemand ein Portrait so lange überkritzelt, bis nur noch der Abdruck der Anwesenheit übrig ist. Das passt perfekt zur Musik: kein Blut, keine Vögel, sondern der Moment danach, wenn beides längst weg ist und nur noch eine flimmernde, schwarzweiße Restwahrnehmung im Kopf hängt. Minimalistisch, aber als Statement ziemlich gnadenlos.


🪦 Besondere Momente

Die beiden Gastgeister
Unmade mit Mondkopf funktioniert wie ein kurz aufreißender Sternenhimmel: verästelte Synthfiguren, die sich wie feine Risse über die Flächen legen und den Klang kurz nach oben öffnen. Dead Sun Emblem zieht alles wieder nach unten, indem die Texturen mit bröselndem Noise überzogen werden. Beide Features verschieben die Dramaturgie spürbar.

Elektronik als Naturgewalt
Nichts wirkt wie Studiospielerei. Die Flächen verhalten sich eher wie Wetterfronten, tektonischer Druck oder Wasser, das jahrhundertelang an Stein frisst. Man vergisst schnell, dass hier nur Synthesizer und Effekte am Werk sind.

Das verdrehte Vogelbild
Der Titel Birds Drink My Blood kippt das klassische Motiv von Vögeln als Boten und Freiheitsfiguren komplett um. Keine Wesen, die den Geist in höhere Sphären tragen, sondern Räuber, die Lebenssaft aus einem Körper ziehen, der sowieso schon halb verschwunden ist. Genau so fühlt sich die Musik an: Sie gibt dir nichts, sie nimmt dir langsam das Gefühl von Boden unter den Füßen.

Laufzeit als Stärke
Mit rund dreißig Minuten ist das Album fast kurz für Dark Ambient, aber genau das macht es so wirkungsvoll. Es gibt keinen Leerlauf, keine überlangen Drones, die aus Gewohnheit weiterlaufen. Der Zyklus ist abgeschlossen, bevor du in Hörermüdung kippst.

📜 Hintergrund

Hinter Born Erased steckt Angel Simitchiev aus Bulgarien, der sich mit Mytrip über mehr als ein Jahrzehnt im europäischen Drone und Ambient Umfeld etabliert hat. Birds Drink My Blood ist nach Where I Am The End Of The World das zweite Album unter diesem Namen. Es erscheint als limitierte CD Edition im Digipak und digital bei Cyclic Law. Mastering kommt von Marius Costache, das Artwork von Silvana Ilieva, Layout von Georgi Sharov.

Das Label rahmt das Album als Meditation über die Gleichzeitigkeit von Gnade und Gewalt in der Natur. Man hört das in jeder Sekunde: in den Momenten stiller Weite genauso wie in den Passagen, in denen der Klang zu einem engen Käfig aus Druck wird.

🪓 Fazit

Birds Drink My Blood ist kein leichtes Album, aber ein sehr stimmiges. Es gibt keine Melodien zum Mitsummen, keine Dropmomente, keine Erlösung. Stattdessen sechs sorgfältig gebaute Klangräume, die dich mal verschwinden, mal frieren lassen und dir am Ende das Gefühl geben, dass die wirkliche Gewalt nicht im Schrei liegt, sondern in langsam arbeitenden Prozessen.

Für den Fantasykosmos ist das ein idealer Soundtrack für Zwischenreiche, Totenwüsten und metaphysische Kapitel, nicht für fröhliche Tavernen. Wer Dark Ambient als Werkzeug zum Weltenbauen versteht, findet hier ein starkes Album. Wer bei Ambient automatisch an Entspannungsplaylists denkt, wird sich fühlen, als hätte jemand den Meditationsraum in ein schwarzes Loch geschubst.

Albumcover Born Erased Birds Drink My Blood – abstrakte Schwarzweißfläche aus verwischten Kohlestrichen, in deren Mitte vage die Andeutung eines Gesichts oder einer Spiegelung auf dunklem Wasser erkennbar ist.
Künstler:Born Erased
Albumtitel:Birds Drink My Blood
Erscheinungsdatum:4. Dezember 2025
Genre:Dark Ambient, Drone
Label:Soulseller Cyclic Law
Spielzeit:ca. 30 Minuten

Voider
Unmade (feat. Mondkopf)
Godhead
Dead Sun Emblem (feat. Vanity Productions)
Throne of Cages
Millions of Mourners

🎬 Offizielles Video

Offizielles Musikvideo zu „Voider“ – der Abstieg in den ersten Abgrund von Birds Drink My Blood, bildlich inszeniert und veröffentlicht über den offiziellen Cyclic Law YouTube-Channel:

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