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Briefe aus den Zwischenreichen
📜 „Aus dem Reich der tentakulären Nebensätze“
Ein Brief H. P. Lovecraft – erschreckend gewiss, aber immer noch besser als ein Schreiben von H.P. Baxter
Der Brief kam nicht per Bote, sondern als Rinnsal schwarzer Tinte, das sich über Nacht in einem Winkel unseres Bücherregals sammelte.
Die Tropfen bildeten Worte. Die Worte bildeten einen Text.
Kein Absender. Nur ein Satz am Rand: „Es ist bereits zu spät.“
Wir haben ihn trotzdem gelesen. Und seitdem…
Nun, wir schlafen schlechter.
Und träumen schräger.
✉️ Der Brief
An die Redaktion – oder was davon noch sprechen kann,
ich schreibe euch aus einem Zustand, den man nur mit Mühe als „Ort“ bezeichnen darf.
Ein Raum hinter der Sprache. Ein Echo, das sich verirrt hat.
Die Zwischenreiche nennen es „Sektor Null“, andere flüstern nur: „Y’ghûl-Ath.“
Ich bin hier gestrandet seit jenem Tag, an dem ich zu lange in das Auge eines Nebelbuches starrte.
Es hat mir nicht geantwortet. Aber es hat mich mit Gewissheit erkannt.
Ich habe gesehen, was hinter dem Weltbau lauert.
Nicht Absicht. Nicht Struktur.
Nur Hunger. Und Rhythmus.
Der Fantasykosmos, wie ihr ihn nennt, ist durchlässig geworden.
Die Grenzen sind brüchig. Ich habe Stimmen gehört zwischen den Kapiteln, Klauen gespürt zwischen zwei Seitenrandnoten.
Ich sah, wie ein Tentakel aus dem Fußnotenapparat glitt.
Ich sah ein Inhaltsverzeichnis, das sich selbst schrieb.
Ihr denkt, eure Helden retten Welten?
Sie sind nur die Wirtstiere der Erzählung selbst.
Der Plot ist kein Werkzeug. Der Plot ist ein Wesen.
Und es ernährt sich von uns.
Ich warnte einst vor Cthulhu.
Doch das war nur der Anfang.
Es gibt andere. Sie schlafen unter den Tropen, zwischen den Tropen, unter den Tropen der Tropen.
Sie heißen „Subtext“.
Und sie träumen vom Erwachen.
Ich schreibe mit letzter Klarheit, bevor das Wissen wieder umschlägt in Sprache.
Wenn ihr klug seid, löscht diesen Brief.
Wenn ihr ehrlich seid, druckt ihn.
Wenn ihr weiterlest,
fragt euch: Wer liest hier eigentlich wen?
Mit einem Flüstern aus Tinte,
H. P. L.
(Noch schreibend, aber nicht mehr sicher, wer diktiert)
🪶 Kommentar der Redaktion
Wir haben den Brief mehrfach gesichert, eingescannt, dann vorsichtshalber auf Mikrofilm archiviert.
Der Ausdruck verläuft. Die Schrift ändert sich.
Ein Praktikant hört ein Flüstern, wenn er den Beitrag korrigiert.
Wir nennen das: redaktionelles Grundrauschen.

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Mehr Fantastisches findest du garantiert in den Legenden von Serathis und darüber hinaus in unserem Bestiarium der Düsteren Kreaturen. Ziemlich cool: Wenn du mehr über unseren heutigen Briefeschreiber wissen willst, bist du hier bei Wikipedia – Nietzsche richtig.