🔍 Suche im Fantasykosmos

Spüre verborgene Pfade auf, entdecke neue Werke oder durchstöbere das Archiv uralter Artikel. Ein Wort genügt – und der Kosmos öffnet sich.

🏋️‍♂️Gainz im Gehirn: Brandon Sanderson erklärt Fantasy als Studioersatz

Wenn Brandon Sanderson sagt, „Fantasy lesen ist so gut für dich wie ins Fitnessstudio gehen“, dann meinst du zuerst: Klar, Brandon – du hast auch eine Heimdruckerpresse für 1200-seitige Trainingspläne. Aber lass uns das kurz auseinandernehmen: Er redet nicht über Bizeps, sondern über Imagination als Muskel. Und plötzlich ergibt’s Sinn. Fast.


🧪 Was hat er wirklich gesagt?

Bei einem Stopp auf dem Celsius-232-Festival in Spanien sprach Sanderson mit El Mundo América (übernommen & zusammengefasst von WinterIsComing). Dort philosophiert er darüber, was seine Autor:innengeneration anders macht als Tolkien & Co: Während bei den Altvorderen Magie schwindet, holt seine Generation sie zurück, seziert Heldenmythen und fragt: Was, wenn der dunkle Lord gewonnen hätte? (Hallo Mistborn.) Auch Kolleg:innen wie N.K. Jemisin nennt er als Teil dieser „Rückbau- & Neubauphase“ epischer Fantasy-Weltbilder.


🧙‍♂️ Magie? Nicht mehr selten, sondern Rückkehrprogramm

Seine Beispiele: Stormlight Archive, Elantris – beide drehen sich ums Verschwinden und Wiedererscheinen von Magie; Mistborn de-konstruiert den klassischen Heldenpfad, indem das Böse schon gewonnen hat, bevor Seite 1 überhaupt warm wird. Diese „Was wäre wenn?“-Neugier ist laut Sanderson typisch fürs aktuelle Autorenzeitalter: Wir schreiben nicht mehr ehrfürchtig nach Tolkien – wir graben unter ihm.


🧑‍🤝‍🧑 Geek vs Jock? Sanderson schmeißt die Trennwand um

Er zerlegt auch das alte Lagerfeuerklischee: „Geeks da, Sportler dort.“ Laut ihm ist jeder Mensch irgendwo Nerd – Football-Statistikfetisch, Modelleisenbahn, Craftbier, egal. Der Unterschied sei nur das Thema, nicht die Intensität. Dass Fantasy heute kein Kellerstigma mehr ist, sondern Großzeltkultur, sei überfällig. (Seine Mutter liebte Herr der Ringe-Filme, ohne je Fantasy gelesen zu haben – Adaptionen holen Mainstream rein.)


🧘 Hirntraining statt Hantelbank

Jetzt zur berühmten Gym-Analogie: „Alles Große beginnt als Vorstellung.“ Fantasyliteratur erweitert den gedanklichen Bewegungsradius; mentale Dehnung, neuronales Krafttraining. Eine gute Fantasygeschichte „erneuert und erfrischt den Geist“ wie ein Trainingssatz – sagt Sanderson, und für einen Mann, der Textmengen stemmt wie Powerlifter Eisen, darf man das gelten lassen.

Wer ihn schon länger verfolgt, kennt die Linie: Sanderson erzählt gern, wie das Lesen fremder Perspektiven – etwa Barbara Hamblys Dragonsbane – ihm als Teenager das Denken seiner Mutter erschloss. Empathie durch Imagination: Literatur als Perspektivenstudio.


🤖 Und was ist mit KI? (Nein, dein Debütroman sollte kein Prompt sein.)

Zur aktuellen AI-Welle im Schreiben sagt er: Gefahr weniger für etablierte Profis, mehr für Neulinge, die den harten Lernprozess an Maschinen auslagern wollen. Schlechte Idee: Jede miese Frühfassung bildet Muskeln. Er glaubt an die fortdauernde Leser-Autor-Verbindung – Maschinen laufen schneller, aber Menschen schauen einander in die Seele. „Es wird weiter Olympische Spiele geben, auch wenn Roboter rennen.“ Wild-West-Zeiten, ja – aber Kunst bleibt Beziehung.

Auch auf Panels betont er immer wieder, wie Erfahrung & Perspektivwechsel Kern seines Schreibens sind – Dinge, die momentan noch besser im menschlichen Austausch als in Rohdatenbanken gedeihen.


💬 Fantasykosmos-Kommentar: Literarisches Krafttraining mit Nebenwirkungen

Sanderson hat recht – und Unrecht – auf die bestmögliche Weise:

Recht, weil Fantasylesen tatsächlich Denkmuskeln lockert: Du trainierst Weltenbau, Ethikmodelle, Sprache, „Was wäre wenn“-Synapsen. Lässt du dich drauf ein, bist du flexibler als nach drei Sätzen Kniebeugen.
Unrecht, wenn wir jetzt so tun, als ersetze Rhythm of War die Herz-Kreislauf-Einheit. (Außer du schleppst das Hardcover im Rucksack, dann Gains.)

Der bessere Vergleich: Fantasy = funktionales Training für Vorstellungskraft + Empathie. Du hebst keine Gewichte, du hebst Perspektiven. Und manchmal kippt dir ein Sanderson-Band dabei aufs Gesicht. Lehrreich ist’s trotzdem.


🏋️‍♀️ Kleine Übung: Sanderson-Superset fürs Hirn

  1. Lies 20 Seiten Mistborn.
  2. Stell dir vor, der Böse hat wirklich gewonnen – was heißt das politisch?
  3. Schreib drei Sätze aus Sicht des Verliererhelden.
  4. Wiederholen, bis du deinen Zynismus-Muskel richtig schön brennen spürst.

🧠 Fantasykosmos-Fazit

Brandon Sanderson bleibt der freundlichste Marathon-Schreiber des Genres – und bringt zugleich die beste Verteidigung für Fantasy seit „Aber Tolkien…!“:
Imagination baut Zukunft.
Wenn du deine geistigen Muskeln nicht trainierst, hebst du später keine neuen Welten. Also: Lesen. Schwitzen. Denken. Wiederholen.

Verfluchter Grußkartenbriefkasten in Grabsteinform, umrankt von Dornenranken, mit skelettierter Hand, die eine „Cursed Greeting“-Karte übergibt – ein Rabe fliegt im Mondlicht darüber hinweg.