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⚔️ Große Quests, kleine Würfe – nordbayern.de und der Versuch, Fantasy zu kuratieren
Dunkle Mächte, auserwählte Held:innen, epische Reisen voller Gefahren und dramatisch wehender Umhänge – das ist der Stoff, aus dem Fantasy-Träume sind. Oder Albträume, wenn man sich auf nordbayern.de verlässt.
Denn was dort unter dem vielversprechenden Titel „Kampf gegen dunkle Mächte – Auf zur großen Quest!“ als literarischer Exorzismus inszeniert wird, entpuppt sich bei genauerer Betrachtung als: Deko-Quest. Eine Sammlung von Fantasy-Titeln, die irgendwo mal das Wort „Paladin“ gehört haben, dazu einen sprechenden Roboter und einen Enemies-to-Lovers-Slowburn reingeworfen – fertig ist der Abenteuerauflauf nach Lokaljournalismus-Art.
Natürlich klingt das alles erstmal ganz nett: andere Kulturkreise, längere Reihen, kaputte Städte, maskierte Jägerinnen. Aber ob daraus gleich große Heldenreisen werden? Eher nicht. Eher so, als würde man Der Herr der Ringe durch einen TikTok-Filter jagen.
📚 Die Empfehlungen im Einzelsturzflug
1. „Die Legende von Isaak“ – Ken Scholes
„Diese Fantasy-Trilogie hat alles, was es für ein episches Abenteuer braucht.“
Na, wenn das mal keine Verlagsrückseiten-Poesie ist. Skurrile Charaktere, kaputte Welt, religiöse Rätsel – klingt wie eine Dystopie auf Rädern. Im Zentrum steht: ein sprechender Metallmann. Also quasi C-3PO auf Weihrauch. Was folgt, ist ein Plot, der sich beim Aufstehen das Knie verdreht und dann sehr bedeutungsschwanger in die Ferne starrt.
Fantasykosmos-Bewertung: Episch? Vielleicht. Lesespaß? Nur mit Sauerstoffzelt.
2. „Die Reiche von Arawiya“ – Hafsah Faizal
„Ein BookTok-Hit… Slow Burn Romantasy… Enemies-to-Lovers…“
Aha. Romantasy mit Schleier und Schicksal. Zafira jagt in einem verfluchten Wald, Nasir ist der Todesprinz, beide sollen sich nicht mögen, tun es aber natürlich trotzdem – willkommen in der Enemies-to-Lovers-Excel-Vorlage. Nichts gegen arabisch inspirierte Settings, im Gegenteil. Aber das hier ist keine Quest – das ist emotionales Intervallfasten mit Fantasy-Garnitur.
Fantasykosmos-Bewertung: Liebe in Zeiten des Plotmangels.
3. „Der 13. Paladin“ – Torsten Weitze
„Eine Reihe mit 13 Bänden – das richtige Epos!“
Oder: das richtige Projekt für Menschen mit sehr viel Freizeit und sehr wenig Qualitätsanspruch. Ahren wird zum Waldläufer. Dann Paladin. Dann irgendwas. Der Rest ist Meta-Metaplot mit Muskelkater. Wer 13 Bände liest, bekommt vielleicht am Ende ein Questgefühl. Oder Rückenschmerzen.
Fantasykosmos-Bewertung: Der Frondienst des Lesens.
🎯 Fantasykosmos sagt: Das geht besser
Wenn schon Heldenreise, dann bitte nicht mit angeklebtem Pathos und Deko-Schicksal. Hier unsere Gegenvorschläge – keine blendende Weltrettung, sondern echte Lesequests mit Gewicht.
- „The Name of the Wind“ – Patrick Rothfuss
Sprachgewaltig, melancholisch, musikalisch. Kvothe erzählt nicht nur seine Geschichte – er seziert das eigene Heldentum mit der Rasierklinge. Eine Quest wie ein Lied, das ewig nachklingt. - „Mistborn“ (Trilogie) – Brandon Sanderson
Hier funktioniert’s: Rebellion, Magie, klares Ziel. Keine 3000 Seiten Metapherndruck. Einfach gute Fantasy mit Hirn. - „The Lies of Locke Lamora“ – Scott Lynch
Anti-Quest mit Diebstahl, Verrat und einem brillanten Bastard von Protagonist. Witzig, tragisch, clever – ein moderner Klassiker. - „The Broken Earth Trilogy“ – N. K. Jemisin
Eine Heldin, die keine sein will. Eine Welt, die stirbt. Eine Geschichte, die aufrüttelt. Das ist Quest als Trauma – radikal, schmerzhaft, meisterhaft.
🧠 Fazit: Nordbayern empfiehlt – wir korrigieren
Was nordbayern.de als „große Quests“ verkauft, wirkt wie ein Einkaufszettel vom Selfpublisher-Outlet. Statt echter Heldengeschichten gibt’s literarische Deko mit Plotverkleidung.
Fantasy darf episch sein – aber nicht episch gleichgültig. Und wenn die dunklen Mächte schon wieder mit den Augen rollen, weil der Auserwählte halt „Ahren“ heißt, ist es Zeit für bessere Empfehlungen.