When the Tides Held the Moon – Queere Meerwesen, moralische Grauzonen und sehr viel Atmosphäre

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🌊 When the Tides Held the Moon – Queere Meerwesen, moralische Grauzonen und sehr viel Atmosphäre

Was passiert, wenn man The Shape of Water mit Carnivàle kreuzt und das Ganze in ein queeres, historisches Fantasy-Gewand steckt?
Richtig: Man bekommt Venessa Vida Kelleys Debüt When the Tides Held the Moon – ein atmosphärisch dichter Roman, der zwischen Merman-Melancholie, Kolonialkritik und zärtlicher Liebesgeschichte oszilliert.


⚓ Worum geht’s?

New York, 1911.
Ein puerto-ricanischer Schmied namens Benny landet im Freakshow-Zirkus von Coney Island – und trifft dort auf einen echten Merman, gefangen in einem Glasbecken.
Der Mann-Fisch hört auf den Namen Río, ist viel zu klug für die Manege und beginnt, Bennys Herz langsam aber sicher in weiches Seegras zu verwandeln.

Was folgt, ist eine Liebesgeschichte voller Schuld, Scham und Sehnsucht – inklusive der großen Frage:
Kann man jemanden lieben, den man gefangen hält?


🎨 Stil & Stimmung?

  • Kelleys eigener Zeichenstil ziert das komplette Buch – Innenillustrationen, Cover, alles selbstgemacht.
  • Der Vibe ist irgendwo zwischen historischem Theaterplakat, queerer Graphic Novel und melancholischer Seifenoper.
  • Statt knalligem Insta-Kitsch gibt’s stille Momente, die singen.

🧜‍♂️ Funktioniert das?

Teilweise.
Die Liebesgeschichte wirkt ehrlich, Benny ist glaubwürdig gezeichnet – und endlich mal ein queerer Protagonist, der nicht nach drei Seiten in Flammen steht oder stirbt.
Dafür schwächelt das Buch strukturell: Es ist zu lang, verliert sich in Nebenszenen – und lässt wichtige Konflikte (z. B. um Matthias’ historische Perspektive auf Freiheit und Unterdrückung) leider unangetastet im Hintergrund verblassen.


🧠 Fantasykosmos-Fazit:

Kein überzuckertes Romantasy-Gewäsch, sondern ein ambitioniertes, eigensinniges Debüt mit Herz, Verstand und ein paar strukturellen Schwächen.
Wer The Shape of Water mochte, sich aber mehr historische Reibung und queere Ehrlichkeit gewünscht hätte, ist hier genau richtig.
Für Klune-Fans mit Tiefgangsbedarf – oder alle, die ihren Fantasykitsch lieber mit rostigen Ketten statt Glitzer serviert bekommen.
Irgendwie poetisch. Und beruhigend!

Durchaus lesenswert: When the Tides Held the Moon – Fantasydebüt mit Merman und Moral.

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