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Briefe aus den Zwischenreichen

📜 „Heute wieder ein Narr“

Ein Brief von Heinz Erhardt aus dem Zwischenreich der Reimeschinderei

Der Umschlag war bestempelt mit einer Sardine. Kein Absender, kein Ort – nur ein zerknittertes Post-it auf der Rückseite: „Für euch, ihr Lyriklümmel“.

Wir öffneten ihn – und wurden augenblicklich mit vier Reimen, einem Tusch und einem Papierschnipsel mit dem Wort „Rhabarberprinz“ beschossen. Der Text roch nach Tinte, Dosenfisch und einem ganz kleinen Hauch Wahnsinn.

Der Verfasser? Heinz Erhardt. Oder jemand mit einem extremen Reimkomplex – und eindeutig zu viel Zeit.


✉️ Der Brief

Liebes Redaktionsteam,

ich schreibe euch aus einem der poetischeren Zwischenreiche, genauer gesagt: dem Flur der verlorenen Fußnoten.

Hier hausen Verse, die nie zu Ende gereimt wurden, und Jamben, die auf der Flucht vor dem Lektoren-Rotstift in Paralleluniversen gestrandet sind. Zwischen ihnen stehe ich – mit einem Füller, der nur rückwärts schreibt, und einer Brille, die Ironie gleich doppelt sieht.

Doch ich komme mit einem Anliegen. Und zwar in Versform, wie sich’s gehört:

Hinter des Portales Dichtung
liegt ein Ort der Sinnvernichtung.
Dort sitzt ein Troll mit sieben Nasen
zählt Verse nur statt roh zu rasen.

Runen blinken, Reime knarzen,
selbst die Skelette wollen scharzen.
Nur der Held – der sagt kein Wort,
steht ganz verwirrt am Reimesort.

Magier gähnen, Elfen schweigen,
Witze sterben, Barden geigen.

Drum, ihr Autoren: Füllt das Feld
nicht nur mit Ernst – wenn Unsinn zählt.

Wo bleibt der Held, der lacht?
Die Hexe, die Gedichte macht?
Der Ritter, der Haikus schnitzt im Dämmerlicht?
Sehr ihr denn diesen Makel nicht?

Reime sind ganz offenbar nicht Teil Eurer Welt: Und das ist wirklich ein Problem.

Früher, da war selbst der finsterste Bannzauber mindestens ein Doppelreim mit Binnenklang.
Heute? Nur noch Runen in Blocksatz.
Grausam.

Ich schlage vor:
– Reimpflicht für alle Portale
– Alliterationsrabatte bei sämtlichen Hexenmärkten
– Und einen lyrischen Beauftragten im Magierbund (ich biete mich an)

Fantasy ohne Sprachspiel ist wie ein Drache mit Heuschnupfen: zwar eindrucksvoll, doch von feurig-nasaler Tragik.

In diesem Sinne, bleibt mir fein gereimt.
Und nehmt den Ernst nicht so persönlich – der hat eh schon genug zu tun.

Mit verspielten Grüßen,
Heinz Erhardt
(Ambulanter Reimkontrolleur, Zwischenreich VIII, Fachbereich Quatsch mit loser Bedeutung)


🪶 Kommentar der Redaktion

Wir danken Herrn Erhardt für seinen Brief – und prüfen derzeit, ob wir in unseren Magie-Rubriken künftig zwischen „funktionalen Zaubern“ und „lyrisch ambitionierten Flüchen“ unterscheiden müssen. Ein Redaktionshaiku ist bereits in Arbeit. Um es mit seinen eigenen Worten zum Abschied zu sagen:

Ein Naßhorn und ein Trockenhorn
spazierten durch die Wüste.
Da stolperte das Trockenhorn,
und’s Naßhorn sagte: „Siehste!“

(Heinz Erhardt)

Heinz Erhardt schrieb uns aus den Zwischenreichen

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