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☕ Die Spur der Mooslinge (Folge 1): Ausstellungsstück Inv. Nr. 12-571 – Die Tafel von Hückeswagen
Bildmaterial, Transkription und erste Deutungen. Was verrät der Text? Und was verschweigt er?
Wir zeigen hier erstmals die Fotografie, die wir am 12. November 2023 im Museum aufgenommen haben. Der Besuch war spontan, ein Nebenschauplatz unserer Recherchen – und rückblickend vermutlich der letzte Moment, in dem das Ausstellungsstück überhaupt noch öffentlich zugänglich war.
Die Tafel zeigt eindeutige Spuren von Bearbeitung: Mehrere Linien der Inschrift wurden offenbar nachträglich vertieft, teils ungeschickt korrigiert, teils möglicherweise sogar verändert.
Ob dies durch Museumsmitarbeiter, Restauratoren oder durch unbekannte Dritte geschah, ließ sich bislang nicht klären. Unsere schriftliche Nachfrage zur Restaurierungspraxis blieb unbeantwortet. Stattdessen wurde uns mitgeteilt, dass „über Ausstellungsobjekte, die nicht mehr im Bestand sind, keine Auskünfte erteilt werden können.“
🖼 Bilddokumentation
Abbildung 1: Inv. Nr. 12-571, Zustand dokumentiert am 12.11.2023. Herkunftsangabe laut Museumsarchiv unklar.

Wichtiger Hinweis: Im Bereich der mittleren Zeilen sind Nachmeißelungen deutlich sichtbar – insbesondere entlang der unteren rechten Linie, wo zwei Zeichen stilistisch aus dem Gesamtbild herausfallen.
✍️ Transkription der Inschrift (rekonstruiert nach Bildmaterial)
„Von dim Moosgezîcht
sang von alder grôz
gæng von Ôster grûn.
dâ môvste der Stein,
kein sîuht, kein laut,
nur dunkler Schrein.
Dô kamen sie, klein,
kleîn, krumm und kr[…]
…daz wurzeln gewunden,
us fäulnischem Blî[…]“
(Zeilen 6 und 9 beschädigt; Lesung nach Usinger & Drayfeld, 2024)
🧩 Erste philologische Notizen
Die Sprache wirkt wie eine Mischung aus mittelhochdeutschen Formen und verfremdeten Begriffen. Einige Wörter sind grammatikalisch plausibel, andere wirken, als hätte jemand versucht, eine Erinnerung an Sprache zu imitieren – ohne den Ursprung ganz zu kennen.
Begriffe wie Moosgezîcht, Ôster grûn oder fäulnisches Blî bleiben unübersetzt, wirken aber dennoch spürbar bedeutungsschwer – wie poetische Fossilien aus einem fremden Gedächtnis.
🕳️ Der Verdacht: Verschleierung oder hilflose Rekonstruktion?
Die restaurierten Zeichen stimmen nicht durchgehend mit der Schriftgestaltung der restlichen Tafel überein. Einzelne Linien scheinen über ältere Gravuren hinweg gezogen worden zu sein.
Besonders auffällig: das tief eingeritzte „kr[…]“ in Zeile 7 – stilistisch und technisch klar abweichend.
Ein dilettantischer Fälschungsversuch? Oder das hastige Bemühen, etwas zu rekonstruieren, das man selbst nicht mehr verstand?
🧱 Und die Vitrine?
In Folge 0 haben wir das Foto gezeigt, das kurz nach unserer Anfrage im Januar 2024 auf der städtischen Website veröffentlicht wurde – angeblich zur Dokumentation der „begonnenen Brandschutzmaßnahmen“.
Zu sehen: die Vitrine, in der Inv. Nr. 12-571 zuletzt lag.
Leer. Ohne Schild. Ohne Erklärung.
Zwei Tage später war das Bild offline. Unser Glück: Wir hatten es gesichert.
📁 Der Verbleib
Seit der Schließung des Museums gibt es keine Informationen über den Verbleib der Tafel.
Unsere Nachfragen wurden standardisiert beantwortet:
„Eine Tafel dieses Namens ist uns nicht bekannt.“
– Auskunft der Pressestelle Stadt Hückeswagen, Januar 2024
Dass wir uns damit nicht zufrieden gegeben haben, lässt sich denken. Bei lohnenden Storys sind wir immer zu tiefergehenden Recherchen bereit. Vor allem dann, wenn sich das Gefühl einstellt, man wolle uns etwas verheimlichen. Alles, was wir dabei gefunden haben, werden wir hier im Laufe unserer Serie veröffentlichen. Wir können nur so viel verraten: Es werden dabei unglaubliche Fakten enthüllt. Bleibt unbedingt am Ball.
Hier sind alle Teile unserer Enthüllungsserie in der Übersicht:
☕ Folge 1: Ausstellungsstück Inv. Nr. 12-571 – Die Tafel von Hückeswagen
Bildmaterial, Transkription und erste Deutungen. Was verrät der Text? Und was verschweigt er? VÖ: 7.5.2025
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